05.01.2006 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Das besondere Geschenk
60 gemeinsamer Ehejahre

Martha und Josef Steinbusch haben »Diamantene«

Von Michael Diekmann
Bielefeld (WB). »60 gemeinsame Ehejahre harmonisch mit einander zu verbringen, ist ein Geschenk.« Darin sind sich Martha und Josef Steinbusch einig. Dass sie am 5. Januar ihre diamantene Hochzeit feiern können, ist zugleich das Ergebnis eiserner Disziplin. Beide Brautleute haben sich trotz Krankheiten nicht unterkriegen lassen und freuen sich auf die Feier im kleinen Familienkreis.

Ihren großen Tag begehen Martha (82) und Josef Steinbusch (87) an der Elbinger Straße 1 in Stieghorst, dort, wo der Diamantbräutigam einst sogar seine Dienststelle hatte. Die meisten älteren Stieghorster kennen Josef Steinbusch schließlich als »ihren« Polizeibeamten im Revier, der bis Mitte der siebziger Jahre Dienst tat und Fälle vom heimischen Büro aus erledigte. Sogar der Diensthund wohnte daheim im Zwinger hinter dem Haus, erinnert sich Tochter Monika Beckmann. Die ist auch mit einem Polizeibeamten verheiratet - seit mehr als 40 Jahren.
Martha und Josef Steinbusch hatten sich im Krieg kennengelernt. Der junge Soldat aus Alsdorf bei Aachen war im Lippischen bei der Luftwaffe stationiert. Bei einer Tanzveranstaltung in Detmold lernte er die junge Martha kennen, die mit ihrer Schwester aus Augustdorf ebenfalls in die Residenzstadt gekommen war, um eine kesse Sohle zu riskieren. Die Beziehung des jungen Paares steht für viele Schicksale und für viele Erfahrungen, die Menschen in den Kriegsjahren in der Heimat machten. Der junge Soldat Josef Steinbusch war Vollwaise und holte seine ganze Habe nach Bielefeld.
Er war sicher, in dem frei stehenden Haus in der Sieker Schweiz, wo seine spätere Ehefrau wohnte, alles sicher deponieren zu können. Doch ausgerechnet dieses Haus wurde durch Brandbomben völlig zerstört, und Steinbusch stand vor dem Nichts.
Im ersten Friedenswinter 1945/46 schlossen die Steinbuschs den Bund fürs Leben. Monika Beckmann, die am 23. Dezember 1945 geboren wurde, hat sich von den bewegten Zeiten berichten lassen, vom eisigen Winter. Wenige Tage nach der Niederkunft fuhren die angehenden Eheleute mit dem Fahrrad zum Standesamt ins Amt Heepen, wo am 5. Januar 1946 geheiratet wurde. Bald darauf stellte Josef Steinbusch die beruflichen Weichen für seine Zukunft. Polizeibeamte waren damals in Bielefeld gesucht. Er bewarb sich, wurde angenommen, besuchte die Schule und kam 1947 zum dritten Polizeirevier unweit der Sieker Endstation gegenüber der Wilhelm-Rabe-Straße.
Wenn die Tochter heute vom Rezept der Eltern spricht, es 60 Jahre harmonisch miteinander auszuhalten, fällt oftmals der Begriff Disziplin; man spricht vonklaren Strukturen. Bis in die siebziger Jahre konnte Steinbusch Dienst tun als Polizist, dann zog er sich ausgerechnet bei der turnusmäßigen Fitnessprüfung zwei Meniskusschäden zu, die ihn später zur vorzeitigen Pensionierung zwangen. Mit Disziplin versorgt der 87-Jährige auch nach einer Herzoperation den Garten, begleitet seine Ehefrau seit mehr als zehn Jahren regelmäßig zur Dialyse und erfreut sich an seinen Rosen im eigenen Garten.
Zur Feier der diamantenen Hochzeit sehen die Steinbuschs heute neben zwei Kindern auch vier Enkel und zwei Urenkel. Das größte Geschenk, ist sich das Paar sicher, ist aber die Gnade, 60 Jahre miteinander verbringen zu dürfen.

Artikel vom 05.01.2006