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Fairness zählt
auch zu den
großen Siegern

9. Fußball-Hallenstadtmeisterschaft

Von Werner Jöstingmeyer
Bielefeld (WB). Mit einer riesigen Überraschung endeten am Silvester-Vorabend die 9. Bielefelder Hallen-Fußball-Stadtmeisterschaften. Nicht die favorisierten Oberligisten DSC Ar-minia II oder VfB Fichte kassierten in der prall gefüllten Jöllenbecker Sporthalle den großen Siegerpokal der Sparkasse Bielefeld, sondern der just im alten Jahr 2005 aufgestiegene Bezirksligist SV Canlar.

»Das ist eben das Interessante und Schöne an diesem Budenzauber, dass die sogenannten Kleinen die vermeintlich Großen mächtig ärgern können«, grinste Manfred Brinkmann, der Kommunikationschef des Hauptsonsors Sparkasse Bielefeld, vergnügt. Und mit ihm freuten sich etwa 1 000 Zuschauer auf den Rängen. Nicht weil sie dem Finalgegner VfB Fichte den Erfolg nicht gönnten, sondern weil sie die tolle Leistung des SV Canlar durchaus anerkannten. »Diese Jungs haben ganz toll gekämpft und völlig zurecht den Titel gewonnen«, lobte auch der interessierte und fachkundige Bürgermeister Horst Grube.
Diese Endrunde erinnerte sehr stark an die des Jahres 2001. Auch damals blieben Arminias Amateure (1:2 gegen Wellensiek im Halbfinale) und VfB Fichte (scheiterte bereits in der Vorrunde) auf der Strecke. Die Überraschung lieferte der FC Teutonia Altstadt. Mit 3:0 hatte der »etwas andere Bielefelder Verein« im Endspiel zwar »nur« den Bezirksliga-Konkurrenten VfR Wellensiek besiegt, aber die Herzen des Publikums im Sturm erobert.
Dass der SV Canlar jetzt die drei Klassen höher spielen »Hüpker« mit 5:1 düpierte und sich dabei zeitweise in einen »Spielrausch« steigerte, honorierten die Fans des Hallen-Fußballs mit lang anhaltendem Beifall. Es ehrt den VfB Fichte, der die Niederlage auch nicht beschönigen wollte. Trainer Sven Moning, der übrigens die erste Niederlage unter seiner Regie zur Kenntnis nahm: »Der SV Canlar hat heute völlig verdient gewonnen, weil die Mannschaft einfach aktiver war.«
Lange Gesichter gab es derweil beim DSC Arminia. Auch die »kombinierte Zwote« hatte im Halbfinale die Spielfreude und die Schussstärke der »K & K-Torfabrik« zur Kenntnis nehmen müssen. Ediz Kurnatz (17) und Arben Kraznic (10) erzielten insgesamt 27 Turniertreffer. Josip Ivanjko steuerte ein weiteres Dutzend hinzu. »Dagegen war kein Kraut gewachsen. Wir haben einfach auch zu viele Chancen ausgelassen«, monierte DSC-Teammanger Hans Scholz.
Tekin Gültekin, der eigentlich Arminias Bezirksligamannschaft angehört«, nahm nach der 3:4-Niederlage im Halbfianle gegen Canlar kein Blatt vor den Mund. »So überheblich, wie wir uns hier präsentiert haben, kann man solch ein Turnier auch nicht gewinnen.«
Oberliga-Rivale VfB Fichte kam eigentlich schon im ersten Halbfinale mit einem blauen Auge davon. Nach einer 2:0-Führung gegen TuS Dornberg hatten es die »Hüpker« allein dem Siegeswillen von Güven Aydin zu verdanken, dass sie letztlich nach dem Donberger Ausgleich zum 2:2 nicht ins undankbare Neunmeterschießen mussten. Zwei Sekunden vor der Schlusssirene wuchtete Aydin das Leder mit einer echten Energieleistung in den Dornberger Kasten. »Da hatten wir schon das Glück auf unserer Seite«, meinte VfB-Keeper »Jockel« Bergenthal.
Etwas Genugtuung über den Endspielsieg des SV Canlar empfand anschließend der VfL Theesen. Das Team von Trainer Andreas Brandwein hatte dem neuen Stadtmeister im Vierteilfinale immerhin in der regulären Spielzeit von 2 x 10 Minuten ein 3:3-Remis abgerungen. Dass der verhinderte Torschütze Christian Alberti schließlich die mögliche 9:8-Führung Ilham Mamedov überlassen musste, der mit diesem Neunmeter den SC Canlar richtig glücklich machte, hatte auch mit einer gehörigen Portion Pech zu tun.
Die Finalrunde der 9. Bielefelder Stadtmeisterschaften war an Spannung kaum zu überbieten. Erfreulich auch die Fairness, mit der alle Akteure während des gesamten Turniers miteinander umgingen. »Es gab kaum Probleme«, versicherten die Endrunden-Schiris Sebastian Moritz, Philipp Dräger und Riza Öztürk stellvertretend für alle insgesamt gut pfeifenden Kollegen.

Artikel vom 02.01.2006