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Jede einzelne Krippe erzählt ihre eigene Geschichte

Zahlreiche Kirchengemeinden öffnen ihre Türen und ermöglichen Blick auf die Darstellung von Christi Geburt


Sennestadt (sw). Jede erzählt ihre eigene Geschichte, auch wenn allen natürlich dasselbe Ereignis zugrunde liegt. Dennoch: Die Vielfalt der Krippen, die alleine im Bielefelder Süden zu finden sind, ist beachtlich. Davon konnten sich alle Interessierten am Neujahrstag überzeugen. Denn zahlreiche Gemeinden, unter anderem in Sennestadt und Senne, öffneten ihre Kirchentüren zum Krippengang.
Zwei, die auf diesem Gebiet gewissermaßen bereits Experten sind, sind Anke und Michael Sprotte. Das Ehepaar aus Dornberg zieht seit mehreren Jahren immer am 1. Januar von Krippe zu Krippe, verweilt dort für einige Minuten und singt ein Lied. In diesem Jahr hatten die beiden auch drei Kirchen in Sennestadt mit in ihre Route eingearbeitet. »So sechs bis acht, manchmal auch zehn Krippen besuchen wir am Neujahrstag«, berichten sie. So lernen sie viele unterschiedliche Darstellungen von Christi Geburt kennen. »Die Vielzahl an Krippen sind für mich ein Sinnbild dafür, dass Gott sich nicht auf eine Form festlegen lässt«, sagt Anke Sprotte. In St. Kunigunde am Hirschweg in Sennestadt wählten sie und ihr Mann das passende Lied aus: »Ich steh an deiner Krippe hier« - und auch Küsterin Johanna Pieczonka stimmte mit ein.
Die Küsterin, seit beinahe 19 Jahren im Einsatz, sorgt dafür, dass zum »Fest der Feste« stets jede Figur - aus Holz geschnitzt und per Hand bemalt - an ihrem Platz steht. »Die Figuren - Maria und Josef, das Kind, die Schafe, drei Könige und drei Hirten - stammen aus den Anfangstagen der 1950 erbauten Kirche«, weiß Johanna Pieczonka. »Ein gebürtiger Schlesier mit Namen Bartsch hat die Figuren geschnitzt. Er muss zu der Zeit aber hier in der Nähe gewohnt haben. Vor etwa fünf Jahren hat sich mal eine über 90-jährige Tochter gemeldet, und die lebte in Steinhagen.«
In diesem Jahr wurde die Szenerie etwas anders gestaltet als sonst. »Unser Pastor, Joachim Köhler, wollte für seine Weihnachtspredigt einen Engel in der Krippe«, erzählt die Küsterin. Daher wurde kurzerhand ein weißer Keramikengel organisiert. Und auch die Heiligen Drei Könige fanden schon zum Fest ihren Platz - obwohl sie normalerweise erst am 6. Januar aufgebaut werden. Beim Engel legte übrigens Anke Sprotte gestern Hand an und platzierte ihn - mit Zustimmung der Küsterin - zu Füßen der Marienfigur hinter der Krippe. »Dahin passt er besser.«
Auch die Jesus-Christus-Kirche hatte das Ehepaar Sprotte für eine Stippvisite ausgewählt. Die dort auf Jute aufgebaute Krippe ist mit Laub, Heu, Wurzeln und Tannenzapfen geschmückt, stammt aus Süddeutschland und wurde im Jahr 1992 angeschafft, berichtet Presbyterin Gisela Schneegaß, die gestern die Aufsicht übernahm. »Unsere Leute sind damals herumgefahren, um die passenden Figuren auszusuchen.« Dabei stießen sie auf den Holzbildhauermeister Eberhard Rieber. Zunächst wurden Maria, Josef, das Kind - hierfür hatte der wenige Wochen alte Neffe des Künstlers »Modell gelegen« - sowie Ochse und Esel angeschafft, die anderen Figuren, ein junger Hirte, ein alter Hirte, eine Hirtenfrau, ein wandernder Hirte sowie die Schafe, kamen ein Jahr später dazu. »Das Geld dafür musste erst eingenommen werden, zum Beispiel durch Basare«, erinnert sich die Presbyterin. In der Jesus-Christus-Kirche endete der Krippengang mit einem Krippengottesdienst.

Artikel vom 02.01.2006