02.01.2006 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Aus Liebe zu
Mozarts Musik

Offenbach erinnert an großes Erbe

Offenbach (dpa). Kaum im Geschäft, tätigte der junge Offenbacher Musikverleger Johann Anton André 1799 zwei zukunftsweisende Investitionen: Er erwarb den musikalischen Nachlass von Wolfgang Amadeus Mozart und zudem die Rechte an dem kurz zuvor erfundenen lithographischen Druckverfahren.

Beides zusammen brachte André Ruhm und Geld. Mozarts Nachlass blieb mehr als 50 Jahre nahezu vollständig in Andrés Heimatstadt. Zum Mozart-Jahr 2006 erinnert Offenbach mit einer Ausstellung (Eröffnung 29. Januar) an dieses Erbe.
Mit Mozarts Witwe Constanze war Musikverleger André in Wien bei 3150 Gulden (126 000 Euro) handelseinig geworden. »Ein riesiges Investment, getragen von der absoluten Liebe zu Mozarts Musik; für die Zeitgenossen war der Nachlass kaum mehr als ein Haufen Papier«, sagt der heutige Verlagsleiter Hans-Jörg André. Sein Vorfahr erhielt 273 Handschriften. Darunter berühmte Opern wie »Cosi fan tutte«, »Don Giovanni«, »Die Zauberflöte« und »La clemenza di Tito«. In Zeitungsanzeigen informierte der Verleger über den Coup: »Die Frau Wittwe Mozart in Wien, hat mir die sämmtllichen ihr hinterbliebenen Manuscripte ihres Mannes, käuflich überlassen.« Von vielen Stücken kündigte André Partituren an.
Abnehmer gab es genug. In bürgerlichen Familien gehörte Hausmusik zum guten Ton. Klavier-, Flöten- oder Geigennoten waren begehrt. Der Markt verlangte ständig nach neuem Notenrepertoire, wie die Musikwissenschaftlerin Birgit Grün erläutert. Bei der Auswahl ließ sich André offenbar von Verkaufschancen leiten. Von 1800 an erschienen in rascher Folge Klavierkonzerte, Stücke für Oboen und Flöten sowie Streichquartette. Mozarts heute so populäre »Kleine Nachtmusik« kam dagegen erst 1827 als Erstausgabe auf den Markt.
www.musik-andre.de

Artikel vom 02.01.2006