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»Ein Jahr voller Frieden
und Brüderlichkeit«

Der Neujahrswunsch von Papst Benedikt XVI.

Rom (dpa). Ein Jahr voller Frieden und Brüderlichkeit: Dies ist der Neujahrswunsch von Papst Benedikt XVI. für die Menschen in aller Welt.

Dialog, Vergebung und Solidarität seien »der einzige Weg, der zu wahrem Frieden führt«, sagte der Kirchenführer beim traditionellen Angelus-Gebet vor zehntausenden Menschen, die trotz Regens auf den Petersplatz gekommen waren.
Bereits zuvor hatte Benedikt bei seinem ersten Neujahrsgottesdienst die Gläubigen dazu aufgerufen, sich für den Frieden einzusetzen. Am 1. Januar feiert die katholische Kirche seit 1967 den Weltfriedenstag.
In dem mit mehreren tausend Gläubigen gefüllten Petersdom betonte der Kirchenführer gestern, es sei »ein neuer Schub an Mut und Vertrauen in Gott und die Menschen nötig, um den Weg des Friedens zu wählen«. Dieser Schub müsse von allen ausgehen, Individuen ebenso wie Völkern, internationalen Organisationen und Weltmächten, sagte Benedikt.
In Zeiten von immer neuen Bedrohungen des Friedens durch »Terrorismus, Nihilismus und fanatischen Fundamentalismus« sei es wichtiger als je zuvor, gemeinsam für den Frieden zu arbeiten, erklärte Joseph Ratzinger.
Er rufe auch die Organisation der Vereinten Nationen dazu auf, »mit erneuerter Gewissenhaftigkeit ihrer Verantwortung für die Verbreitung von Gerechtigkeit, Solidarität und Frieden nachzukommen, in einer Welt, die immer mehr von dem breiten Phänomen der Globalisierung gekennzeichnet ist«.
Anlässlich des 39. Weltfriedenstages hatte Benedikt bereits vor wenigen Wochen eine Botschaft mit dem Titel »In der Wahrheit liegt der Friede« veröffentlicht. Darin schrieb er, dass es im Herzen eines jeden Menschen »eine nicht zu unterdrückende Sehnsucht« nach Frieden gebe. Jedoch werde »die Wahrheit des Friedens immer noch auf dramatische Weise gefährdet und geleugnet durch den Terrorismus, der mit seinen Drohungen und seinen kriminellen Handlungen imstande ist, die Welt im Zustand der Angst und der Unsicherheit zu halten«.
Die Deutschen sollten nach Ansicht der Kirchen im neuen Jahr mit Gottvertrauen die großen sozialen und politischen Aufgaben anpacken. Führende Kirchenvertreter begrüßten in ihren Predigten zum Jahreswechsel zudem einen Trend zu mehr Religiosität. »Die Zahl der Kirchenaustritte hat sich erheblich verringert«, sagte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Karl Lehmann, im Mainzer Dom.
Der Vorsitzende des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), der Berliner Bischof Wolfgang Huber, rief in seiner Neujahrspredigt die Menschen dazu auf, aus ihrem Glauben Hoffnung für die Zukunft zu schöpfen. Für die Zukunftsfähigkeit der Gesellschaft sei es wichtig, »dass der Glaube wieder als Zukunftskraft wahrgenommen werde«.
Wirklicher Halt im Leben sei »nicht aus der Statistik der durchschnittlichen Lebenserwartung oder des üblichen Monatseinkommens, nicht aus der Sicherheit des eigenen Arbeitsplatzes oder dem Prickeln des jährlichen Erlebnisurlaubs« zu gewinnen, sagte Huber. Lehmann riet in Zeiten abnehmender finanzieller Mittel und sozialer Sicherheiten zu »neuer Gelassenheit«, um Enttäuschung und Angst zu vermeiden. »Man spürt, dass man seine Hoffnung tiefer verwurzeln muss als in den Launen des Zeitgeistes.« Erzbischof Ludwig Schick sagte im Bamberger Dom: »Kirche ist wieder in und ein gesuchter Gesprächspartner.«

Artikel vom 02.01.2006