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Börse bejubelt Dax-Höhenflug

Plus 28 Prozent im Jahr 2005 - Aussichten weiter gut - Rekord in Japan

Frankfurt/Tokio (WB/dpa/Reuters). Viele Aktionäre haben allen Grund, die Sektkorken knallen zu lassen. Der Deutsche Aktienindex stieg im Jahr 2005 etwa 28 Prozent - ein Zuwachs, mit dem kaum ein Analyst gerechnet hatte. Festtagsstimmung auch in Japan: Dort kletterte der Nikkei-Index sogar 40 Prozent - so kräftig wie seit 19 Jahren nicht mehr.

Auch für 2006 sind viele Anlageexperten optimistisch gestimmt. Börsianer sehen den Dax Ende 2006 im Schnitt bei 5721 Punkten. Zum derzeitigen Dax-Niveau wäre das ein Plus von etwa sechs Prozent. Besonders die weiter steigenden Unternehmensgewinne werden dem Dax nach Einschätzung der Aktienexperten einen weiteren Schub geben.
Größter Dax-Gewinner dieses Jahres ist die Aktie der Deutschen Börse, deren Kurs sich in den vergangenen zwölf Monaten fast verdoppelt hat. Die Pläne zur Übernahme der Londoner Börse, das Scheitern dieses Vorhabens, der Abgang des Vorstandschefs Werner Seifert, die Einsetzung des neuen Chefs Reto Francioni und Ausschüttungen an die Aktionäre beflügelten den Aktienkurs des Frankfurter Börsenbetreibers.
Übernahmespekulationen sorgten bei den Aktien der Commerzbank für ein Plus von mehr als 75 Prozent. Damit rangieren sie auf Platz zwei der Dax-Gewinnerliste 2005. Das Schlusslicht im Leitindex bilden die Papiere der Deutschen Telekom mit einem Abschlag von gut 15 Prozent auf Jahressicht. Dabei waren viele Analysten für die T-Aktien vor einem Jahr eher optimistisch ge-stimmt. Zweitschwächster Wert in der ersten deutschen Börsenliga sind die Papiere des Chipherstellers Infineon mit einem Minus von mehr als zwei Prozent.
Die meisten Fondmanager geben einer Umfrage zufolge Aktien auch weiterhin den Vorzug. Der Aktienanteil beträgt im Schnitt 52 Prozent. Renten machen etwa 29 Prozent der Portfolios aus. Der Bestand an Barmitteln beträgt 13 Prozent. Knapp ein Drittel der Gesamtportfolios ist in Aktien aus der Euro-Zone investiert.
Noch viel besser als an den europäischen Börsen lief es für die Anleger in Japan. In Tokio schloss der Nikkei-Index das Handelsjahr mit dem höchsten Jahresgewinn seit fast zwei Jahrzehnten. Zwar gab das Börsenbarometer für 225 Standardwerte am Freitag nach verkürztem Handel wegen Gewinnmitnahmen um 1,42 Prozent nach. Zum Vorjahresschluss hat der Nikkei aber rasant um 40,2 Prozent zugelegt. Das ist der stärkste Jahreszuwachs seit 1986, als der Index um 42,6 Prozent zugelegt hatte.
Getragen wird der Boom von der Erwartung einer fundamentalen Erholung der zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt. Nach 15 Jahren Stagnation, in denen das Land mit gewaltigen faulen Bankkrediten und Deflation zu kämpfen hatte, geht für Japan wieder die Sonne auf.
Das einstige Sorgenkind der Weltwirtschaft hat sich in den vergangenen Jahren einem Umwandlungsprozess unterzogen, der weiter ging als in anderen Industrieländern. Erstmals seit langem entwickelten sich der Konsum und die Unternehmensinvestitionen eher noch als der Export und die Staatsausgaben zum Wachstumsmotor.
Für 2006 wird erwartet, dass sich Japans Erholung voll entfaltet und das Land nach sieben Jahren aus der Deflation herausfindet. Dies könnte die Zentralbank veranlassen, möglicherweise schon im Frühjahr ihre extrem lockere Geldpolitik zu beenden.

Artikel vom 31.12.2005