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Die trockenste
Party der Welt

Am Times Square fließt kein Alkohol

New York (dpa). Mehr als eine Milliarde Fernsehzuschauer blicken in der Silvesternacht auf den Times Square in New York. Seit mehr als 100 Jahren senkt sich dort pünktlich um Mitternacht eine glitzernde Kristallkugel über den Platz.

Wer zum ersten Mal zur »Drehscheibe der Welt« kommt, wundert sich: Das Ganze ist eigentlich kein Platz, sondern eine spitzwinklige Kreuzung. Hier gibt es keine Brunnen und Treppen, keine Straßencafés und kein Standbild. Die einzige Attraktion sind Werbeflächen. Es ist gesetzlich vorgeschrieben, dass jedes Gebäude am Times Square mit Leuchtreklame versehen sein muss.
Das alljährliche Silvester-Spektakel preist New York unbescheiden als die »größte Party der Welt« an. In jedem Fall ist es die trockenste Silvesterparty der Welt, denn Alkohol ist streng verboten, ebenso wie Knallkörper. Seit dem 11. September schauen von den umliegenden Hochhäusern Scharfschützen auf die Feiernden herab, und Hubschrauber kreisen am Himmel. Hinter der nächsten Straßenecke halten sich Spezialisten für das Aufspüren chemischer Kampfstoffe bereit.
Die weitaus meisten New Yorker würden deshalb auch nie auf die Idee kommen, zu Silvester auf den Times Square zu gehen: »Das überlassen wir den Cowboys aus dem Hinterland und den Ausländern«, hört man dazu.
Die erste Silvesterparty auf dem Platz gab es im Jahre 1904. Es war eine Feier zur Eröffnung des neuen Hauptquartiers der »New York Times«. Deren Herausgeber Adolph Ochs hatte bei der Stadt durchgesetzt, den bis dahin als Longacre Square bekannten Platz - einen Acker voller Pferdeställe - zu Ehren seines Blattes in Times Square umzubenennen. Die erste Kristallkugel fiel drei Jahre später vom Himmel. Heute hat dieser »Zeitball« einen Durchmesser von 1,80 Metern und ist mit 504 Dreiecken aus Kristallen, 600 bunten Halogenlampen, Scheinwerfern und Spiegeln geschmückt.
Unterdessen droht ein Streik der Londoner U-Bahnarbeiter, die Silvesterpartys von Zehntausenden in der britischen Hauptstadt zu ruinieren. Die Bahngewerkschaft sei dabei, »den Londonern die größte Nacht des Jahres zu verderben«, warnte Bürgermeister Ken Livingstone. Nachdem Tarifverhandlungen ergebnislos endeten, hat die Gewerkschaft RMT die U-Bahnmitarbeiter zu einem 24-stündigen Streik ab Samstagmittag aufgerufen. Betroffen wären Zehntausende, wenn nicht gar Hunderttausende, die darauf bauen, dass Londons »Underground« wie stets die ganze Silvesternacht hindurch kostenlos im Einsatz ist. Die Gewerkschaft will mit dem Streik Zugeständnisse bei der Gestaltung der Dienstpläne und der Anzahl von Mitarbeitern in den einzelnen Schichten erzwingen.
Dagegen steht der deutschlandweit größten Silvesterparty am Brandenburger Tor in Berlin nach einem Gerichtsentscheid nichts im Wege. Das Verwaltungsgericht lehnte am Freitag den Eilantrag eines Café-Besitzers gegen das Fest ab. Wegen der Sperrmaßnahmen erwartet der Mann für sein Café Unter den Linden wesentliche Einbußen. Auf der Partymeile werden bis zu einer Million Gäste erwartet. Aus Sicht des Gerichts sind deshalb die Absperrungen der Polizei notwendig.

Artikel vom 31.12.2005