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Kein Interesse mehr an Pinguinen

42 Forscher verbringen den Jahreswechsel in unwirtlicher Antarktis

Bremerhaven (dpa). Die deutschen Polarforscher in der Antarktis sind nicht in Silvester-Feierstimmung. »Wir haben ein intensives Arbeitspensum«, sagt der Leiter der Neumayer-Forschungsstation, Wolfgang Meyer.

Am Silvesterabend soll es jedoch eine kleine Party mit einem leckeren Buffett geben, freut sich der 45 Jahre alte Chirurg aus Dortmund. Derzeit leben 42 Männer und Frauen in der Station des Alfred- Wegener-Instituts für Polar- und Meeresforschung (AWI/Bremerhaven), die in der kältesten, windigsten und einsamsten Region der Welt unter einer meterhohen Eisschicht liegt. Darunter sind neun Männer, die seit mehr als einem Jahr in der Antarktis leben, sowie fünf Frauen und vier Männer aus dem neuen Überwinterungsteam. Meyer bekennt: »Es fehlt mir eigentlich wenig außer dem direkten Kontakt zu Freunden.«
Milde Temperaturen knapp unterhalb des Gefrierpunktes und helles Sonnenlicht rund um die Uhr haben die Forscher in den vergangenen Tagen verwöhnt. Erst in der vierten Januarwoche geht die Sonne wieder unter. Die endlose Weite, Eisberge am Horizont und Pinguine prägen die Landschaft. »Vielleicht ist es hier so wie für einen Hamburger, der an der Elbe wohnt: Ab und zu fährt ein Schiff vorbei, man schaut nochmal hin, und das war's«, sagt Meyer. Nach einem Jahr finde man nicht mehr jeden Pinguin spannend.
Auch auf Spitzbergen in der Arktis verbringen deutsche Wissenschaftler in der Koldewey-Station des AWI den Jahreswechsel. Stationsleiterin Anne Hormes und Ingenieur Kai Marholdt wollen mit Forschern aus benachbarten Stationen feiern und planen sogar ein kleines Feuerwerk.

Artikel vom 31.12.2005