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Neue Ziele für das Städel

Max Hollein muss in Frankfurt nun zwei Häuser leiten

Von Neujahr an ist er einer der mächtigsten Museumschefs in Deutschland: Max Hollein vorm »Städel«.Foto: dpa

Frankfurt/Main (dpa). Gerade mal 36 Jahre alt ist Max Hollein, doch von diesem Sonntag an ist er einer der mächtigsten Museumschefs in Deutschland. Außer der Ausstellungshalle Schirn, mit der er in den vergangenen Jahren für Furore sorgte, wird er auch das traditionsreiche Städel leiten. Mit 2700 Gemälden aus allen Epochen sowie einer berühmten Grafiksammlung gehört das Städel zu den bedeutendsten Kunstmuseen in Deutschland.
Als »Generaldirektor« muss Hollein zwei ungleiche Häuser miteinander verbinden. Anders als das Städel mit seinem nahezu alle Epochen umfassenden Kunstbestand ist die Schirn eine reine Ausstellungshalle. Seit seinem Amtsantritt Ende 2001 hat Hollein der Schirn mit geschickt gewählten und - gut vermarkteten - Schauen bundesweite Resonanz verschafft. Ausstellungen über Henri Matisse oder Yves Klein oder thematische Projekte wie »Shopping - 100 Jahre Kunst und Konsum« oder die jüngste Revue zur psychedelischen Kunst der 60er Jahre (»Summer of Love«) haben die Menschen zu Tausenden in die Schirn gelockt.
Aber noch wichtiger: Der Österreicher Hollein, der in Wien neben Kunstgeschichte auch Betriebswirtschaft studierte und später im New Yorker Guggenheim Museum arbeitete, hat sich als glänzender Akquisiteur bei der Wirtschaft erwiesen. Der smarte Wiener, stets tadellos gekleidet, hat die von privaten Sponsoren stammenden Drittmittel von praktisch Null auf 2,35 Millionen Euro im Jahr 2004 geschraubt. Das hat ihm bei den Frankfurter Kulturpolitikern großen Respekt eingebracht. Jetzt muss Hollein beweisen, dass er auch ein großes Museum mit einem schwerfälligeren Apparat wie das Städel zu neuen Zielen führen kann.

Artikel vom 31.12.2005