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Aktion und ein Schuss Magie

Richard Claus gibt sein Regie-Debüt mit dem Kino-Film »Herr der Diebe«

Von Karin Zintz
Hamburg (dpa). Fans der Bücher von Cornelia Funke haben lange auf die Verfilmung gewartet. Mit »Herr der Diebe« kommt nun die erste Kinoversion des Romans heraus, der weltweit millionenfach verkauft wurde: Das Abenteuer einer Kinderbande im winterlichen Venedig erfreut auf der Leinwand als spannender Familienfilm mit Humor, wohl dosierter Action und einem Schuss Magie.

Mit Straßenfegern wie »Harry Potter« kann sich die europäische Produktion jedoch allein vom Aufwand her nicht messen. Auf große Stars verzichtet der Film, mit der der deutsche Richard Claus sein Debüt als Regisseur gibt. Claus ist als Produzent des Films »Der kleine Vampir« bekannt geworden. Nun zeigt er auch hinter der Kamera ein feines Gespür für Kinder und Jugendliche, ihre Stärken und ihre Nöte. Denn die Kinder in der Geschichte sind fast alle als Ausreißer und Herumtreiber in Venedig gestrandet. Einige von ihnen erfahren in der Gruppe vielleicht zum ersten Mal in ihrem Leben so etwas wie Geborgenheit und Solidarität.
Im Mittelpunkt der Geschichte stehen die Brüder Prosper und Bo. Sie fliehen nach dem Tod ihrer Mutter in deren Traumstadt, verfolgt von ihrer fiesen Tante und deren Mann, die nur den niedlichen Bo bei sich aufnehmen wollen, aber nicht den älteren Prosper. In Venedig kennen sie niemanden, haben kein Dach über dem Kopf, aber einen Privatdetektiv an den Hacken. Sie treffen den Jugendlichen Scipio, der sich stolz »Herr der Diebe« nennt. Scipio ist der Versorger und eine Art Vaterfigur für ein paar junge »Outlaws«, denen er ein altes Kino als Versteck besorgt hat.
Die Kinder pflegen ihr ganz eigenes »Familienleben«, in dem Werte wie Vertrauen und Freundschaft auf eine harte Probe gestellt werden. Denn Scipio verbirgt ebenso ein Geheimnis wie der alte Mann, der ihnen einen ganz besonderen Diebesauftrag erteilt: Sie sollen das letzte fehlende Teil für ein Karussell stehlen, das auf einer geheimen Insel in der Lagune magische Kräfte entfaltet.
»Herr der Diebe« lebt von seinen locker und selbstbewusst aufspielenden britischen Darstellern - und natürlich von der herrlichen Kulisse Venedigs mit prächtigen Plätzen, nebligen Wassern und schäbigen Gassen. Gedreht wurde in englischer Sprache an Originalschauplätzen und in Studios in Luxemburg.
Richard Claus hat den weltweit mehr als sechs Millionen Mal verkauften Jugendroman einfühlsam, aber weitgehend schnörkellos umgesetzt. Ein wenig mehr Raffinesse hätte dem Film gut getan. Nicht nur an den mitunter etwas antiquiert wirkenden Spezialeffekten macht sich das verhältnismäßig geringe Budget von rund 13 Millionen Euro bemerkbar.
»Herr der Diebe« ist der Auftakt mehrerer Adaptionen der Werke von Cornelia Funke. Am 9. Februar startet »Die wilden Hühner«, eine deutsche Produktion nach ihrer beliebten Mädchenbuchreihe. Funke selbst lebt zurzeit in Los Angeles, um dort die Hollywood-Verfilmung ihrer Bestseller »Tintenherz« und »Tintenblut« mit vorzubereiten. Der Film »Herr der Diebe« kommt am 5. Januar bundesweit in die Kinos.

Artikel vom 31.12.2005