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OWL-Handwerk verliert weitere Jobs

Aber mehr Selbständige ohne Qualifikation

Bielefeld (WB/ef). Das ostwestfälisch-lippische Handwerk geht auch für das Jahr 2006 von einem weiteren Stellenabbau in der Region aus. Gleichzeitig machen sich immer mehr Handwerker selbständig.

»Die Zahl der Arbeitsplätze wird sich wohl um etwa ein bis zwei Prozent verringern«, sagte der Sprecher der Handwerkskammer Ostwestfalen-Lippe, Siegfried Mühlenweg, dieser Zeitung auf Anfrage. »Das sind etwa 2000 Stellen im Jahr.«
Im abgelaufenen Jahr 2005 hätten »mindestens zwei Prozent« der Beschäftigten im Handwerk ihren Job verloren. Besonders gelitten hätte erneut der Bausektor. Genaue Zahlen liegen der Kammer noch nicht vor. 2004 war die Zahl der Stellen im Handwerk um 4,4 Prozent auf 130000 gesunken. Dieser Negativtrend halte seit Jahren an, sagte Mühlenweg. Vor acht Jahren habe es im Kammerbezirk noch 180000 Beschäftigte und damit etwa 50000 mehr als heute gegeben.
Bei einer Befragung unter 1800 Unternehmen im Oktober 2005 hatte jeder vierte Betrieb angegeben, die Zahl der Beschäftigten weiter zu reduzieren. Nur jedes 20. Unternehmen wollte dagegen neue Mitarbeiter einstellen. Mühlenweg: »Angesichts der nach wie vor schwierigen wirtschaftlichen Situation hat sich an dieser Stimmung bis heute nichts geändert.«
Unterdessen machen sich mehr und mehr Handwerker ohne ausreichende Qualifikation selbständig. Fast jeder vierte Existenzgründer habe keine entsprechende Ausbildung vorzuweisen. Nach Angaben der Handwerkskammer sind davon besonders die Fliesenleger, Gebäudereiniger oder Raumausstatter betroffen. Auch die Estrichleger und Fotografen verzeichneten starke Steigerungen. Die Meisterprüfung hätten gar nur 15,2 Prozent, teilte die Kammer weiter mit.
Anfang 2004 war die Meisterpflicht zur Neugründung eines Betriebes in vielen Berufen abgeschafft worden. Die Folge war eine Gründungswelle von Kleinstunternehmen. Die Kammer warnt davor, in wirtschaftlich schwierigem Umfeld den Sprung in die Selbstständigkeit zu wagen.

Artikel vom 31.12.2005