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Immer mehr Häuser »unterm Hammer«

Zwangsversteigerungen auf Rekordniveau


Ratingen (dpa). In Deutschland kommen immer mehr Immobilien unter den Hammer. Im abgelaufenen Jahr setzten die Gerichte 92577 Termine für Zwangsversteigerungen an, teilte der Fachverlag Argetra in Ratingen mit, der alle Versteigerungstermine erfasst. Damit wurde die Rekordmarke aus dem Jahr 2004 noch einmal um 0,3 Prozent überschritten. Die Verkehrswerte der angebotenen Immobilien gingen dabei leicht von 18,8 auf 18,3 Milliarden Euro zurück. »In wirtschaftsschwachen Regionen wurden die Verkehrswerte herabgesetzt, weil Immobilien häufig auch beim dritten oder vierten Termin keine Käufer finden«, sagte Argetra-Geschäftsführer Winfried Aufterbeck.
Die meisten Objekte unter den Zwangsversteigerungen waren Eigentumswohnungen (36,4 Prozent), gefolgt von Wohn- und Geschäftshäusern (28,4 Prozent) sowie Ein- bis Zweifamilienhäusern (27,2 Prozent). Im Vergleich über zehn Jahre hat sich die Zahl der Zwangsversteigerungstermine in Deutschland fast vervierfacht. 1995 gab es nur 26100 Immobilien-Zwangsversteigerungen.
Die ostdeutschen Bundesländer liegen in der Statistik weit vorn. Gemessen an der Einwohnerzahl gab es 2005 in Sachsen und Thüringen etwa vier Mal so viele Zwangsversteigerungen wie in Bayern. Aufterbeck macht für die vielen Termine im Osten die Gründungs- und Investitionswelle nach der Wende verantwortlich, die vom Staat durch Abschreibungsmodelle gefördert wurde und zur Überproduktion führte.
Viele der Gewerbe- und Renditeobjekte waren unwirtschaftlich, so dass die Kredite nicht mehr bedient werden konnten. »Diese Objekte können auch mit erheblichen Preisnachlässen nicht veräußert werden«, sagte Aufterbeck.
Die Welle von Zwangsversteigerungen, die Ende der neunziger Jahre einsetzte, ebbe jedoch langsam ab. Damit sei auch die niedrige Steigerungsrate der Zwangsversteigerungstermine im Jahr 2005 zu erklären.

Artikel vom 02.01.2006