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Ralph Fiennes und Rachel Weisz spielen die Hauptrollen in der Le Carré-Verfilmung.

Le Carré recherchierte bei Pharma-Kampagne

»Der ewige Gärtner« kommt am 12. Januar ins Kino


Bielefeld (sas). Am 12. Januar wird »Der ewige Gärtner« in die Kinos kommen, die Verfilmung des gleichnamigen Romans des britischen Erfolgsautors John Le Carré. Eine Rolle darin wird auch die BUKO Pharma-Kampagne mit Sitz in Bielefeld spielen - wenngleich sie bei John Le Carré Hippo heißt und im Film vom Teutoburger Wald nach Berlin verlegt wurde.
In seinem Roman prangert Le Carré (»Der Spion, der aus der Kälte kam«, »Smileys Leute«) unethische, skandalöse Medikamentenversuche an ahnungslosen Menschen in Schwarzafrika an. Die britische Diplomatengattin Tessa Quayle kommt ihnen auf die Spur - und wird ermordet. Ihr Mann Justin, dessen Leidenschaft das Gärtnern ist, beginnt, sich für ihre Aktivitäten zu interessieren. Als er erfährt, dass seine Frau Kontakt zu der pharmakritischen Gruppe Hippo in Bielefeld aufgenommen hatte, reist er nach Ostwestfalen, um mehr über die Hintergründe ihrer Arbeit zu erfahren.
Auch John Le Carré ist für sein Buch nach Bielefeld gekommen, hat hier mit Jörg Schaaber von »BUKO« gesprochen und über irreführende Werbung, unsinnige und gefährliche Medikamente, über überteuerte und medizinisch überholte Arzneimittel recherchiert.
»Fast 40 Prozent der Produkte, die deutsche Pharmaunternehmen in der Dritten Welt verkaufen, müssen als irrational bezeichnet werden«, sagt Schaaber. »Sie sind unwirksam, schlecht verträglich oder sogar gefährlich.« Die BUKO Pharma-Kampagne, von Entwicklungshelfern, Ärzten und Apothekern, die in Dritte-Welt-Ländern gearbeitet haben, ins Leben gerufen, geht gegen diese Missstände an. Und offenkundig hat John Le Carré ihre Arbeit zu schätzen gelernt: In seinem Nachwort bezeichnet er die Pharma-Kampagne, die im Welthaus an der August-Bebel-Straße residiert (im Buch als fünfgeschossiges Schloss mit Türmchen geschildert) als eine finanziell unabhängige, personell unterbesetzte Vereinigung vernünftiger, hochqualifizierter Menschen und bittet um Spenden für die Organisation. »Dass die Pharmagiganten die Meinung von Medizinern fortwährend auf heimtückische und systematische Art beeinflussen, macht den Fortbestand von BUKO um so notwendiger.«
Seinen Helden Justin Quayle lässt der Autor Bielefeld allerdings in weniger guter Erinnerung behalten - trotz kluger Helfer: Er wird hier verfolgt und in seinem Hotelzimmer brutal zusammengeschlagen. Außerdem regnet es. Le Carré hat sich dagegen in Bielefeld wohl gefühlt, war bei Jörg Schaaber zu Gast und hat dessen Kindern auch die Gute-Nacht-Geschichte vorgelesen.
Dass BUKO alias Hippo im Film (Regie: Fernando Meirelles, »City of God«) nicht in Bielefeld, sondern in Berlin residiert, finden die Mitarbeiter zwar »ein bißchen schade«. Sie sind aber froh, dass dieser Part überhaupt erhalten wurde. »Wir hoffen, dass der Verein wieder erkannt wird und die Zuschauer durch den Film für unsere Arbeit sensibilisiert werden«, sagt Anja Witteborg. Und sie geht davon aus, dass das gesamte siebenköpfige BUKO-Team zum Filmstart geschlossen ins Kino geht, um Ralph Fiennes und Rachel Weisz im »Ewigen Gärtner« zu sehen.

Artikel vom 30.12.2005