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Der »Rundruf«
gibt Senioren
viel Sicherheit

Telefonkette startet am 2. Januar

Von Annemargret Ohlig
(Text und Foto)
Senne (WB). Edith Feger ist buchstäblich das A und O einer Initiative der Senner Friedensgemeinde: Die 83-Jährige ist »Kapitän« - und damit Anfang und Ende - einer vor wenigen Tagen gegründeten Telefonkette.

Vom 2. Januar 2006 an wird Edith Feger täglich zum Telefonhörer greifen und pünktlich um 8 Uhr eine 77-Jährige anrufen. Diese wiederum setzt sich anschließend mit dem nächsten Kettenmitglied in Verbindung. Und so geht es weiter - im Fünf-Minuten-Takt. Bis sich alle sechs Beteiligten an dieser Kette erreicht haben. Das letzte »Glied« meldet sich dann etwa eine halbe Stunde nach dem Start wieder bei »Kapitän« Edith Feger und signalisiert damit: Alles in Ordnung bei uns.
Was die Teilnehmer verbindet, ist - das Telefon. Im übertragenen Sinne aber auch die Situation. Denn alle leben allein in ihren Wohnungen oder Häusern und sind nicht mehr ganz jung. »Da kann es schon zu der einen oder anderen schwierige Situation kommen, in der man sich selbst nicht mehr helfen kann«, meint Edith Feger. »Bei einer Telefonkette kann man jedoch sicher sein, dass jemand nach einem schaut, wenn man beim täglichen Anruf nicht erreichbar ist.«
Als die 83-Jährige vor kurzem von der Initiative der Friedensgemeinde hörte, stand für sie fest: »Ich mache mit!« In jüngster Vergangenheit hatten ihr zwei plötzlich aufgetretene, schwerwiegende Erkrankungen gezeigt, wie hilflos sie in diesen Fällen war.
»Beim ersten Mal habe ich zwar noch selbst reagieren und den Notruf 112 wählen können«, sagt Edith Feger. Im zweiten Fall verdankt sie es ihrem Sohn und dem Zufall, dass sie noch lebt. Als der sie nämlich telefonisch nicht erreichen konnte, hatte er sich besorgt zu ihrem Haus aufgemacht - und veranlasste den Transport seiner lebensgefährlich erkrankten Mutter ins Krankenhaus.
Für Edith Feger ist die Gewissheit, im Notfall Hilfe zu bekommen oder anderen Mitgliedern bei einer ungewohnten »Unterbrechung« der Kette zu vermitteln, nur die eine Seite dieser Initiative. »Genauso wichtig ist auch das Durchbrechen der Einsamkeit, durch einen solchen regelmäßigen Telefonanruf«, sagt die 83-Jährige.
Zwar gäben ältere Menschen es meist nur ungern zu, dass sie einsam sind, weisen auf Freunde und Bekannte hin, die sich um sie kümmern. »Ich finde es trotz meiner vielen Bekannter dennoch schön, noch ein paar Menschen mehr kennen zu lernen«, sagt »Ketten-Kapitän« Edith Feger.
In diesem Sinne ist sie inzwischen selbst aktiv geworden und hat Kettenmitglieder zu einem Kaffeeplausch zu sich eingeladen.
l Die neue Telefonkette ist noch für weitere Mitglieder offen. Informationen im Büro der Friedensgemeinde unter der Rufnummer 0521/493087.

Artikel vom 30.12.2005