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Naturkatastrophen-Rekordjahr

Münchener Rück erhöht die Dividende trotz der Milliardenbelastungen

Von Kerstin Dörr
München (Reuters). Die Serie starker Wirbelstürme hat das zu Ende gehende Jahr einer Studie der Münchener Rück zufolge zum teuersten Naturkatastrophen-Jahr der Versicherungsgeschichte gemacht.

Der Münchener Konzern kann die Milliardenbelastungen aus »Katrina«, »Rita« & »Wilma« aber durch den Verkauf großer Beteiligungen wettmachen und verspricht ihren Aktionären sogar eine kräftige Dividendenaufstockung. Trotz der letztlich auf 2,3 Milliarden Euro vor Steuern angeschwollenen Schadenbelastungen aus den Hurrikanen werde die Münchener Rück ihr Jahresziel erreichen. Die Münchener peilen für 2005 eine Kapitalrendite von zwölf Prozent an, was einem Rekordgewinn von etwa 2,6 Milliarden Euro entsprechen würde. 2004 waren es 1,9 Milliarden Euro.
Weltweit schätzt die Münchener Rück den versicherten Schaden nun auf 75 Milliarden Dollar (etwa 63 Milliarden Euro). Allein der Hurrikan »Katrina«, der große Teile der Jazz-Metropole New Orleans in den USA überflutet hatte, zeichne für 45 Milliarden verantwortlich. Das Ausmaß der Überschwemmungsschäden sei erst allmählich erkennbar geworden.
Allein der Tausch von HVB-Aktien in Unicredito-Aktien und deren anschließender Teilverkauf habe der Münchener Rück einen Gewinn von netto 1,15 Milliarden Euro eingebracht. Zuvor hatte die Münchener Rück Anteile an Commerzbank, an MAN und an der Allianz verkauft. Dies habe die Einbußen durch die Naturkatastrophen mehr als ausgeglichen.
Die Aktionäre der Münchener Rück sollen nach dem Willen des Vorstandes eine Dividende von 3,10 Euro je Aktie erhalten, das sind 1,10 Euro oder 55 Prozent mehr als im vergangenen Jahr. »Das Basisgeschäft in der Rück- und Erstversicherung lief gut, unsere Erstversicherer setzten ihre positive Entwicklung fort«, begründete Vorstandschef Nikolaus von Bomhard die Aufstockung. »Katrina« hat die Münchener Rück nach der Weitergabe von Risiken an andere Rückversicherer (Retrozession) und vor Steuern allein mit 1,6 Milliarden Euro belastet, doppelt so stark wie bisher erwartet. Seit der Schätzung von Anfang November seien laufend weitere Schadensmeldungen eingetroffen, erklärte die Münchener Rück die erhöhte Schätzung. Nach Steuern kosteten die Stürme fast 1,5 Milliarden Euro, hieß es. Darin enthalten sind 330 Millionen Euro für den Sturm »Wilma«, der im Spätherbst über Mexiko und Florida hinweggefegt war. Vor dem letzten Hurrikan der Saison hatte die Münchener Rück nur mit einer Nettobelastung von 650 Millionen Euro gerechnet.
Auch das Erdbeben in Kaschmir im Oktober zeige die wachsende Bedrohung durch die Natur. »Dennoch werden Naturkatastrophen auch künftig versichert werden können - vorausgesetzt, Preise und Bedingungen halten mit den steigenden versicherten Risiken Schritt«, deutete die Münchener Rück höhere Preisforderungen bei den 2006 anstehenden Vertragserneuerungen an. Auch sie müsse ihre Risikomodelle der erhöhten Gefährdungssituation anpassen. Vorstand Torsten Jeworrek: »Wir stellen unser Geschäft mehr denn je auf die veränderte Risikosituation und die enormen Schadenpotenziale ein. Daraus lassen sich zusätzliche Geschäftsmöglichkeiten entwickeln. Wir werden dabei aber nur risikoadäquate Preise und Bedingungen akzeptieren.«
Volkswirtschaftlich gesehen hätten die Naturkatastrophen 2005 über 200 Milliarden Dollar (170 Milliarden Euro) Schaden verursacht, schätzt die Münchener Rück. Der größte Konkurrent, die schweizerische Swiss Re, geht von 225 Milliarden Dollar aus. Davon seien 80 Milliarden Dollar durch Versicherungen gedeckt.

Artikel vom 30.12.2005