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Die Liga wächst:
Komm ins Team

Mitgliederzahlen steigen rasant

Bielefeld (WB/dpa). Papst Johannes Paul II. war es ehrenhalber beim FC Schalke 04, Hunderttausende sind es inzwischen freiwillig: Die Mitgliederzahlen der Fußball-Bundesliga gehen rasant in die Höhe.

»Fußball ist nach wie vor ohne jegliche Konkurrenz als Massensport in Deutschland. Dieser Sport fasziniert die Leute, sie möchten ein Teil des Ganzen sein.« Wolfgang Overath, Präsident des 1. FC Köln, wundert sich nicht über den Boom. In der Weltmeisterschaftssaison treten den 18 Elite-Clubs immer mehr Menschen bei und machen die Liga zu einer großen Personenstandsvereinigung.
Branchenführer ist Rekordmeister FC Bayern München, der Mitte November 104 720 Mitglieder zählte und nach eigenen Angaben hinter dem FC Barcelona (128 000) zweitgrößter Verein der Welt ist. »Auf Schalke« sind es mehr als 50 000, der Hamburger SV, der 1. FC Köln, Borussia Mönchengladbach und der VfB Stuttgart meldeten im zu Ende gehenden Jahr jeweils die Rekordmarke 30 000. »Es ist ein Identifikationsbeweis«, nennt René C. Jäggi, Vorstandschef des 1. FC Kaiserslautern, einen Grund für ein Phänomen, das bei Werder Bremen ganz besonders extrem ausgeprägt ist: Bis 2002 hatten die Hanseaten nur 2950 Mitglieder, jetzt sind es mehr als 22 000.
»Komm ins Team«, heißt es in Bremen. »Ich will in die Zebra- Herde«, wirbt der MSV Duisburg um neue Mitglieder. In Köln lautet das Motto: »Ein Club. Ein Gefühl.« Bei Schalke »ist Mitgliedschaft eine Herzensangelegenheit«.
In Stuttgart hieß es: »Wir packen Schalke.« Das klappte bislang nicht, aber in der Zeit der Präsidentschaft von Erwin Staudt schnellte die Zahl von 7000 Mitgliedern Mitte 2003 über 20 000 (September 2004) bis auf aktuell über 31 600 hoch.
Die WM 2006 inspiriere die Menschen zusätzlich, sich über einen der Top-Clubs mit dem Fußball zu identifizieren, meint Overath. Doch das ist nicht unbedingt der einzige Aspekt. Wegen der neuen Stadien ist auch die Zuschauerentwicklung positiv, die Karten für die Spiele in der Eliteklasse sind begehrt. Da greift einer der Vorteile der Club-Mitgliedschaft: In der Regel haben die per Mitgliedsvertrag bekennenden Fans ein Vorkaufsrecht. Zudem sind sie bei den Jahresversammlungen stimmberechtigt, können also Teile der Vereinspolitik mitbestimmen. Auch gibt es attraktive Rabatte beim Erwerb von Saisontickets oder Fan-Artikeln.
Selbst bei Clubs, die nicht unbedingt die Attraktivität eines FC Bayern haben, ist der Zuwachs enorm. Beim »Karnevalsverein« FSV Mainz 05 war der Anstieg seit dem Aufstieg (2400 Mitglieder) bis heute auf über 7000 erheblich. Arminia Bielefeld stockte mit der »Aktion 5000« auf jetzt schon 5200 auf. Hannover 96 verdoppelte seine Zahlen in nur zwölf Monaten auf mehr als 4000, steht damit aber auf einem »Abstiegsplatz«.
Martin Bader, Manager des 1. FC Nürnberg: »Die Zahlen steigen vor allem bei denen, die sportlichen Erfolg haben.« Bei einem »Grenzgänger-Verein« wie Nürnberg sei das schwierig. Dass es andere Beispiele gibt, beweist der VfL Wolfsburg. Der Stammverein hat 5000 Mitglieder, die Fußball GmbH zählt in ihrem vor eineinhalb Jahren gegründeten »Wölfe-Club« bereits jetzt ebenso viele Mitglieder.

Artikel vom 31.12.2005