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Erdgas wird erneut teurer

E.ON-Vorstand: »Geben Beschaffungskosten weiter«

Von Rüdiger Kache
Paderborn (WB). Vom 1. Januar an kostet Erdgas erneut deutlich mehr. Um 0,5 Cent pro Kilowattstunde - je nach Wohnsituation und Verbrauch zwischen 8,62 und 10,57 Prozent mehr - berechnet der Energieversorger E.ON Westfalen-Weser seinen 70 000 Erdgaskunden.

Das teilte das Unternehmen gestern in Paderborn mit und legte gleichzeitig erstmals seine Preiskalkulation offen. Wer bis zu 7500 Kilowattstunden (kWh) verbraucht, muss im Jahr 43,50 Euro mehr bezahlen. In einem Einfamilienhaus mit 20 000 kWh sind es 116 Euro und die Heizung eines älteren Einfamilienhauses schlägt mit etwa 174 Euro jährlichen Mehrkosten ins Haushaltsbudget.
»Bei dieser Preisanpassung geben wir nicht einmal die zusätzlichen Beschaffungskosten vollständig an unsere Kunden weiter«, sagte E.ON-Vorstandsvorsitzender Hans-Peter Villis. Die neuen Preise sollen mindestens bis Ende März gelten. Für die Verärgerung der Kunden über die in den vergangenen zwei Jahren um mehr als 30 Prozent gestiegenen Erdgaspreise hat Villis Verständnis. Er sieht aber auch langfristig keine Aussichten auf sinkende Preise.
Gerade der aktuelle Streit zwischen der russischen Regierung und der Ukraine über Durchleitungsrechte von Gas über Pipelines in den Westen mache deutlich, auf welch tönernen Füßen die Versorgung stehe. Nur 16 Prozent des Erdgases stammen aus deutschen Quellen, so dass man neben der Preisgestaltung und wegen des enormen Energiebedarfes in Asien vor allem die Verfügbarkeit im Auge behalten müsse, sagte Villies. E.ON werde deshalb auch verstärkt auf Aufklärungsaktionen zum Energiesparen bei den Kunden setzen.
Mit der jetzt vorgelegten Preiskalkulation komme E.ON dem Wunsch der Kunden und der Bürgerinitiative »Gaspreise runter« nach. Die hatte bereits gestern vor Bekanntgabe der Kalkulation mitgeteilt, dass sie das Ganze für einen »PR-Gag« halte und jetzt Richter alles überprüfen sollten.
Klare Signale für den Verbraucher erwartet Villis von Mitte 2006 an durch direkten Wettbewerb von Gasversorgern. Die auf der Grundlage von 50 000 Privatkunden ermittelten Kosten weisen für 2005 staatlich verursachte Kosten (Erdgassteuern, Konzessionsabgabe, Umsatzsteuer) von 1,48 Cent/kWh (Vorjahr 1,39 Cent) aus. Die unternehmerische Kosten liegen für Bezug bei 2,33 (1,66), fürs Netz bei 1,53 (1,52) und den Vertrieb bei 0,11 (0,11) Cent/kWh. Unterm Strich weise das Vertriebsergebnis ein Minus von 0,19 (0,04) Cent pro Kilowattstunde aus. Die Umsatzrendite bezifferte Villis mit knapp zwei Prozent nach Steuern.

Artikel vom 29.12.2005