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Süßer Schokoladenduft liegt in der Luft

Im eigenen Laden: Dirk Hogeweg (35) ist auch 2006 »der Pralinenmann« vom Wellensiek

Von Dunja Henkenjohann
Dornberg (WB). Es riecht nach Schokolade, im Hintergrund läuft Opernmusik. In der Auslage reihen sich die Tabletts mit Pralinen aneinander. Sie tragen klangvolle Namen wie »Palet d'or«, »Manon Café« oder »Antoinette«. Seit Juli 2005 betreibt der Wertheraner Dirk Hogeweg in Dornberg-Wellensiek den Pralinenladen »Belle Epoque«. Doch bei den Kindern ist er nur der »Pralinenmann«.

Etwa 60 Sorten Pralinen, 50 bis 60 Kilo bietet Dirk Hogeweg in seinem 25-Quadratmeter-Lädchen an. Vollmilch- oder Bitterschokolade, Nuss und Nougat, Buttercreme, Marzipan oder mit der feinen Note von Cointreau - hier findet jede Naschkatze ihren Liebling. Besonders beliebt: Ganaches - Konfekt mit einer Pralinenfüllmasse, die nach Trüffel schmeckt. »Die sind in Belgien der Renner«, weiß Dirk Hogeweg. »Und in Wellensiek werden sie es langsam aber sicher auch.«
Belgien gilt als das Heimatland der Praline. In Belgien eroberte das Schoko-Konfekt auch den Magen von Dirk Hogeweg. »Ich habe sieben Jahre in Brüssel gelebt«, erzählt der 35-Jährige, der seit 1998 in Werther zu Hause ist. Hogeweg war ein Fan vom belgischen Prinzip, Schokolade zu kaufen: »Die gibt es dort nicht nur im Supermarkt«, erzählt er. Der Belgier betritt ein kleines Lädchen, in dem es nach Schokolade riecht. Am offenen Tresen sucht er sich »seine« individuelle Pralinenmischung aus. »Vielfalt und Qualität sind eine ganz andere als in den Supermarkt-Packungen«, sagt Dirk Hogeweg. Und diese Spezialität wissen sogar schon die Kinder zu schätzen. »Man konnte in Brüssel nach Schulschluss regelrecht beobachten, wie die Kinder ihr Taschengeld im Pralinenladen lassen.«
Nach seiner Zeit in Belgien hat sich der Pralinen-Liebhaber regelrecht zum Konfekt-Kurier entwickelt. »Freunden und Bekannten in Deutschland musste ich von jeder Reise Pralinen mitbringen«, erinnert sich der gelernte Medienkaufmann. Und so hat Dirk Hogeweg, nachdem er 2004 seinen Arbeitsplatz verloren hatte und ein Jahr später Hartz IV drohte, selbst die Initiative ergriffen und seinen Pralinenladen eröffnet.
»Leonidas« heißen die süßen Leckerbissen, die ihrem Abschied in der klimatisierten Ladentheke entgegenfiebern. Erfunden wurde diese Pralinenmarke von dem Griechen Leonida Kestekides. Er wanderte Anfang des 20. Jahrhunderts in die USA aus, wurde für seine Schokoladenware und Torten mehrfach ausgezeichnet. Als er sich in ein belgisches Mädchen verliebte, siedelte er nach Brüssel um.
»Die gute Qualität zeichnet heute noch die Leonidas-Pralinen aus«, findet Dirk Hogeweg. Deswegen nehme er auch nicht zu, sagt der schlanke Herr: »Eine Praline am Abend reicht völlig aus.« Ob im Tütchen, in der Pappschachtel oder in der stoffüberzogenen Schatulle - in Dirk Hogewegs Schokobüdchen können sich die Kunden ihre eigene Auslese zusammenstellen. »Ein weitere Vorteil zu den Pralinen-Packungen aus dem Supermarkt«, meint der 35-Jährige. Natürlich darf dann auch mal probiert werden, so wie zu den Zeiten der guten, alten Tante-Emma-Läden. Allerdings trägt in Wellensiek die Tante Emma den Namen »der Pralinenmann«.

Artikel vom 02.01.2006