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Chrobogs Freilassung erwartet

Ex-Staatssekretär Jürgen Chrobog

Nervenkrieg um den Austausch

Sanaa/Berlin (dpa). Im Ringen um die Freilassung der im Jemen entführten Familie Chrobog haben sich am Freitag die Anzeichen auf ein glückliches Ende verdichtet.
Nach Angaben aus Regierungskreisen in Sanaa stand die Freilassung des ehemalige Außenstaatssekretärs Jürgen Chrobog, seiner Frau und der drei Söhne am Freitagabend kurz bevor. Es sei eine Einigung mit den Entführern erzielt worden, hieß es in Sanaa.
Alle Führer des Stammes der Kidnapper hätten eine Vereinbarung unterzeichnet. Es sei vereinbart worden, dass die seit Mittwoch gefangen gehaltenen Geiseln bald freigelassen würden und die Behörden die Verhaftung von Mitgliedern eines mit dem Clan der Entführer rivalisierenden Stammes vorbereite.
Nach diesem Kompromissvorschlag der Geiselnehmer sollen diese Mitglieder des verfeindeten Stammes dann zusammen mit den eigenen inhaftierten Angehörigen einem Armeegeneral übergeben werden, der eine seit zwölf Jahren währende Blutfehde zwischen den beiden Stämmen schlichten soll.
Jemens Präsident Ali Abdullah Salah hatte der Bundesregierung zuvor zugesagt, dass die Sicherheit der Chrobogs bei den Verhandlungen um die Freilassung oberste Priorität habe. In einer Botschaft an Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) erklärte er am Freitagnachmittag, dass mit dem Ziel der baldigen Freilassung verhandelt werde.
Die Verhandlungen über die Freilassung hatte sich zuvor zur Nervenprobe entwickelt. Steinmeier bat die Regierung in Sanaa dringend um eine schnelle und gewaltfreie Lösung. Unterdessen ließ die jemenitischen Regierung Militärhubschrauber über den Aufenthaltsort der Geiseln fliegen, offenbar um die Entführer einzuschüchtern. Das AA setzte seit Donnerstag auf eine Freilassung bis Samstagabend. Mehrfach tagte der Krisenstab in Berlin.
Kurz nach der Entführung am Mittwoch 460 Kilometer östlich der Hauptstadt Sanaa hatten tausende Sicherheitskräfte die Al-Said-Region weiträumig abgeriegelt. In der Nacht zum Freitag zogen sie den Ring um den Ort enger. Einer der Entführer drohte laut »Yemen Observer« mit der Verschleppung der Geiseln an einen anderen Ort, falls sich Sicherheitskräfte nicht zurückhielten. Den Freitag bezeichnete er als »letzten Verhandlungstag«.

Artikel vom 31.12.2005