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»Rote Nasen« retten Silvester den Führerschein

Verein in Straßburg kutschiert kostenlos betrunkene Partygäste in deren Autos nach Hause


Straßburg (dpa). Pierre Hof bereitet sich auf eine geschäftige Silvesternacht vor. Der Franzose ist Präsident des Vereins »Nez Rouge« (»Rote Nasen«), der eigentlich nur einmal im Jahr so richtig aktiv wird - an Silvester. Bis gegen 9.00 Uhr am Neujahrsmorgen kutschieren 80 Freiwillige des Straßburger Vereins müde und betrunkene Partygänger nach Hause - im Wagen des Kunden und kostenlos.
Denn Silvester und Alkohol gehören bei vielen Menschen einfach zusammen, weiß Hof. Damit sich dennoch niemand ans Lenkrad setzt, eilen die Roten Nasen zur Hilfe. Entsprechend lautet auch der Slogan des Vereins: »Hast Du eine rote Nase, dann lass' uns ans Steuer...«. Es werde jeder nach Hause gebracht, der im Umkreis von 40 Kilometern um Straßburg herum wohnt, erläutert Hof. Auch vor der Grenze machen die Hobby-Chauffeure nicht Halt.
Die Idee der »Roten Nasen« stammt aus Kanada. Dort ersann der Mathematikprofessor Jean-Marie De Koninck von der Uni Québec 1984 einen kostenlosen Transportdienst. Dessen Name lehnte sich an das Weihnachtsmärchen vom kleinen Rentier mit der roten Nase an. Die Idee schwappte 1990 nach Europa über, zuerst in die Schweiz.
Knapp 500 Nachtschwärmer hat der Verein in Straßburg im vergangenen Jahr an Silvester bei 161 Fahrten nach Hause gebracht. Das System ist einfach. Der Kunde ruft unter der Nummer 0033-388609595 bei »Nez Rouge« an und bestellt einen Fahrer. Drei Kollegen machen sich auf den Weg: Einer wird die Fahrgäste in deren Wagen nach Hause bringen, die anderen beiden folgen in dem anderen Auto und nehmen den Chauffeur später mit zurück in die Zentrale.

Artikel vom 29.12.2005