31.12.2005 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Neujahrsansprache

Merkels Wortverschwendung


Will Angela Merkel ins Guinness-Buch der Rekorde? Oder was soll ihr Doppel-Appell binnen nur zwei Tagen bewirken? »Gemeinsam sind wir stärker!«, schärfte uns die Bundeskanzlerin am Freitag in dem offenen Brief in deutschen Medien ein.
Einen Tag später fordert sie uns in ihrer Neujahrsansprache, deren Text vorab veröffentlicht wurde, dazu auf, 2006 »herauszufinden, was in uns steckt«. Ideen müssten in die Tat umgesetzt werden, und die Regierung wolle viele kleine Schritte »in die richtige Richtung« gehen. Das hat Merkels Vorgänger Gerhard Schröder zum Jahreswechsel auch ähnlich gesagt.
Wer den Inhalt von Merkels Ansprache mit dem Aufruf von Donnerstag vergleicht, kommt zu dem Ergebnis, dass er nahezu identisch ist. Allenfalls sind die bekannten Vorsätze etwas anders formuliert. Weil diese Kampagne 2,95 Millionen Euro gekostet hat, ist das nicht lustig, sondern ärgerlich. Der Bund der Steuerzahler hat insoweit recht, wenn er von Steuerverschwendung spricht.
Unser Geld ist zu schade dafür, dergleichen zu finanzieren. Die fast drei Millionen Euro hätten besser in die Arbeitsmarktpolitik fließen sollen, die der Regierung doch so sehr am Herzen liegt. Vermutlich wollte Angela Merkel die Aufbruchstimmung zum Jahreswechsel gleich doppelt befeuern. Dabei ist sie hier leider übers Ziel hinausgeschossen.
Deutschland braucht Taten mehr als Worte. Dietmar Kemper

Artikel vom 31.12.2005