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Hilfe bei tropfenden Wasserhähnen

Seniorenbörse des Diakonie-Verbandes Brackwede besteht zehn Jahre


Brackwede (ptr). »So schlampig wird bei uns nicht gearbeitet«, sagt Hans Unterkötter und zeigt auf zwei Dübel in seiner Hand, von denen einer abgeschnitten ist. »Da hat einer nicht tief genug gebohrt.« Bis vor wenigen Minuten haben beide Dübel die alte Küchenlampe von Anni Tille an der Decke gehalten. Unterkötter und sein Kollege Willi Habeck ersetzen sie gerade durch ein schöneres Modell. Beide arbeiten für die Seniorenbörse des Diakonie-Verbandes Brackwede. Seit zehn Jahren besteht diese Einrichtung mittlerweile. Unter dem Motto »Senioren helfen Senioren« können Rentnerinnen und Rentner hier Hilfe bei kleinen, vorwiegend handwerklichen Arbeiten finden. »Alles Dinge, für die ein Handwerker nicht extra ausrücken würde«, betont Unterkötter. »In Konkurrenz zu den Fachleuten können und wollen wir auch gar nicht treten.« Ob tropfende Wasserhähne, verstopfte Abflüsse, fehlendes Licht im Kühlschrank oder Probleme beim Zusammmenbau einer Kommode, insgesamt 13 Mitarbeiter der Seniorenbörse stehen für solche Fälle parat. Ein Anruf unter 0521 - 41 00 52 genügt. Das Büro an der Erfurter Straße 2 ist dreimal in der Woche, dienstags, mittwochs und donnerstags, jeweils von 9.30 bis 11.30 Uhr besetzt. In der übrigen Zeit ist ein Anrufbeantworter geschaltet, der regelmäßig abgehört wird.
»Wir wohnen in der Nähe und kümmern uns auch am Wochenende oder an Feiertagen«, verspricht Willi Habeck. Einmal war dies auch bitter nötig. Vor einigen Jahren erreichte die Seniorenbörse an Heiligabend ein regelrechter Hilferuf. »Eine Frau meldete sich, die über die Feiertage nichts mehr zu Essen im Haus hatte«, erzählt Ingrid Habeck, die damals schnell einen Teller mit warmer Suppe vorbeibrachte. »Solche Erlebnisse sind tragisch und lassen einen nie wieder richtig los.«
Mittlerweile sind es 350 Einsätze, die von der Seniorenbörse pro Jahr abgewickelt werden. »Jeden Tag einer«. sagt Unterkötter und schmunzelt zufrieden. Hinzu kommen 150 Büroschichten. Da alle Helfer ehrenamtlich arbeiten, sind die Reparaturen trotzdem extrem billig. Eine halbe Stunde Arbeit kostet zwei Euro. »Damit decken wir unsere Unkosten für Büro und Telefon«, erläutert Habeck. Eventuell anfallende Material- und Fahrtkosten müssen die Auftraggeber natürlich selbst tragen.
Bei vielen allein stehenden Rentnern ist die eigentliche Arbeit jedoch der kleinere Teil der Aufgabe. Viel mehr Zeit müssen die Helfer oft in Gespräche investieren. »Reich werden kann man bei uns nicht, aber die Dankbarkeit der Menschen ist auch ein schöner Lohn«, sagt Unterkötter, der sich nur Sorgen um den Nachwuchs für das Projekt macht. Rentner mit etwas handwerklichem Geschick sind daher herzlich eingeladen, sich der Initiative anzuschließen. Telefonische Kontaktaufnahme genügt. An jedem zweiten Freitag im Monat, treffen sich die Helfer aber auch um 15 Uhr im Begegnungs- und Service-Zentrum, Auf der Schanze 3.

Artikel vom 29.12.2005