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Menschen in
unserer Stadt
Christel Flöttmann
Malerin

»Wir sehen es nicht gerne, wenn unsere Mädchen lange Hosen tragen«, meinte vor gut einem halben Jahrhundert bei der Anmeldung die Direktorin der Luisenschule. Missbilligend blickte sie auf die 14-jährige Christel.
Nach dieser »Begrüßung« hätte das Mädchen am liebsten gleich kehrt gemacht, um zurück in die Heimatstadt Hamburg zu fahren. »Dort war man modisch weiter, und Mädchen in Jeans wurden nicht schief angesehen«, sagt Christel Flöttmann.
Der Beruf des Vaters hatte zum Umzug aus der Hansestadt ins Ostwestfälische geführt. Als Schreibmaschinen-Konstrukteur war er Mitte der 50er Jahre zu Kochs Adler nach Bielefeld gewechselt - die Familie zog selbstverständlich mit.
Später ist Christel Flöttmann übrigens erneut von Hamburg nach Bielefeld gezogen. Diesmal war die Liebe für den Wohnortwechsel verantwortlich. Während ihrer Ausbildung zur Schaufensterdekorateurin beim Modehaus C & A in Bielefeld war sie auf einen netten jungen Ausbilder namens Hans getroffen.
»Dass wir uns auch privat näher kamen, musste geheim bleiben«, sagte Christel Flöttmann. »Schließlich war ich Lehrling.« Auch nach der vorzeitig mit Eins bestandenen Prüfung zur Dekorateurin war eine öffentliche »Demonstration« dieser Verbindung unerwünscht.
Außerdem lockte in Hamburg eine Werbeagentur mit 450 D-Mark Anfangsgehalt - anstatt der 265 D-Mark brutto beim Modehaus. Die junge Frau wechselte nach Hamburg - für zweieinhalb Jahre. Dann waren Hans und Christel die räumliche Trennung leid, heirateten und zogen in das schwiegerelterliche Haus in Senne. Dort leben sie auch heute noch. Und dort hat Christel Flöttmann - inzwischen 65 Jahre alt - im »Gartenhaus« ihr eigenes Atelier, in dem sie Malkurse gibt.
Zwar war sie wegen der drei Kinder viele Jahre nur nebenbei gestalterisch tätig. Aber ihr künstlerisches Talent ließ sich, als die Söhne erwachsen waren, nicht mehr »unterdrücken«. Christel Flöttmann fing 1986 wieder mit dem Malen an: Landschaften in plakativer Aquarelltechnik. Diesem Stil ist sie treu geblieben. »Das ist etwas, was ich kann«, sagt die 65-Jährige. Der Erfolg ihrer Ausstellungen in Senne und Paderborn beweist es. Annemargret Ohlig

Artikel vom 29.12.2005