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Bäume unter dem Hammer

Landesbetrieb Wald und Holz NRW von finanziellen Einschlägen betroffen


Von Gerhard Hülsegge
und Carsten Borgmeier (Foto)
Bielefeld (WB). Wenn am 18. Januar 2006 in Bielefeld-Ubbedissen knapp 2000 Festmeter Holz aus heimischem Wald versteigert werden, sind auch die Veranstalter von »Einschlägen« bedroht. Denn das ehemalige Forstamt der Landwirtschaftskammer Westfalen-Lippe mit Sitz in Bielefeld firmiert seit einem Jahr als »Landesbetrieb Wald und Holz NRW« - und soll künftig mit weniger Geld und Personal auskommen.
»Zur Submission kommt nur das Sahnehäubchen«, sagt Willi Stock (51), stellvertretender Leiter der Filiale des Landesbetriebes, die nach der Organisationsreform nicht mehr untere Forstbehörde ist. Nur die wertvollsten Stämme - ein bis zwei Prozent des Gesamteinschlags - kommen zur Auktion. Neben Nadelholz vornehmlich Eiche. Letztere brachte übers Jahr immerhin schon 436 Euro pro Festmeter an Erlösen und ist damit für die 76 privaten wie öffentlichen Waldbesitzer aus Bielefeld, dem Kreis Gütersloh, Lage und Minden, die sich an der Auktion beteiligen, der »Renner«.
Insgesamt haben sich die Preise leicht erholt auf dem Niveau von vor acht bis zehn Jahren. Gekernte Esche und Eiche sind Exportschlager für Polen. Die Kiefer bleibt das Sorgenkind. Dafür ist auch bei der Fichte eine leichte Preiserholung zu verzeichnen. Die Buche hat momentan keine Konjunktur, findet nur als Industrie- und Palettenholz ihre Abnehmer und wird noch als minderwertiges Brennholz weiter verkauft.
Ob das Ex-Forstamt die Waldbesitzer in Bielefeld und Umgebung auch künftig in der bisherigen Form wird beraten und betreuen können, ist indes ungewiss. Schließlich wurden die Zuschüsse vom Land bereits für 2005 um fünf Millionen Euro gekürzt. Inklusive vier Millionen Verlustvorträgen hat man neun Millionen Euro weniger in der Kasse.
»Wir müssen wirtschaftlich arbeiten und Wertschöpfung betreiben«, beschreibt Stock die neuen Vorgaben der Landesregierung. Absehbar sei, dass die Zahl der bislang 35 Ex-Forstämter in absehbarer Zeit auf die Hälfte reduziert werde. Ostwestfalen verfügt zurzeit noch über Niederlassungen in Bielefeld, Paderborn, Bad Driburg, Lage und Minden. 80 Arbeitsplätze sollen allein im Umweltministerium, dem die Landesforstverwaltung mit ihren Betrieben jetzt angegliedert ist, gestrichen werden. Die Arbeitszeit auch der knapp 20 Mitarbeiter an der Dornberger Straße wurde bereits von 38,5 auf 41 Wochenstunden heraufgesetzt. Eine Bielefelder Kollegin hat für ihr berufliches Fortkommen bereits eine andere Schneise gewählt und selbst gekündigt - sie geht zur Polizei.

Artikel vom 29.12.2005