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Grit Breuer zieht
die Spikes aus

Von Verletzungen gestoppt

Bad Wilsnack (dpa). Nach über 20 Jahren Leistungssport ist Grit Breuer im Ziel und beginnt ein neues Leben.

»Das ist eine Stunde null für mich. Jeder Abschied tut weh, aber das Leben geht weiter - und ich freue mich darauf«, sagte Deutschlands erfolgreichste 400-Meter-Läuferin. Zuvor hatte die 33-Jährige vom SC Potsdam im brandenburgischen Bad Wilsnack ihren Rücktritt bekannt gegeben. Künftig will die leidenschaftliche Leichtathletin ins Hotelfach »reinschnuppern. Ich hoffe, dass es das Richtige für mich ist.«
Breuer ist eine Kämpfernatur, doch der Abschied von der Laufbahn ist endgültig - und er kam nicht überraschend. Der Geist war willig, aber der Körper spielte nicht mehr mit. »Der erste Gedanke an Rücktritt kam nach meinem Bandscheibenvorfall im Mai. Dann ist er in den letzten Wochen und Monaten gereift«, erklärte die mehrfache Medaillengewinnerin bei Olympia, Welt- und Europameisterschaften. »Im November wurde dann eine Verschlechterung an den Gelenken festgestellt, dolle Abnutzungserscheinungen. Da haben mir die Ärzte einen Rücktritt ans Herz gelegt.«
Tränen sind geflossen. Doch nun ist die Mecklenburgerin erleichtert, freut sich auf die Zukunft, und auch bei der Rückbesinnung auf ein langes Sportlerleben bleiben nur die positiven Momente im Gedächtnis. Vor allem die Sternstunden. »Die WM 1997 in Athen war mein Highlight, der Staffellauf zum Gold, Rubenbauers Kommentar - das waren Emotionen pur, weil der Sieg unverhofft kam«, schilderte sie ihren Coup. Auch die Heim-EM 2002 in München wird sie in bester Erinnerung behalten: Gold mit der Staffel, Silber im Einzelrennen.
Bereits mit 16 Jahren stand Grit Breuer in Seoul im Olympia-Team der DDR, zwei Jahre später wurde sie schon Doppel-Europameisterin über 400 Meter (Einzel/Staffel). Ihre persönliche Bestleistung über die Stadionrunde (49,42 Sekunden) sind seit 1991 Junioren-Weltrekord. Ihre letzte internationale Einzelmedaille eroberte sie bei der Hallen-WM 2003 in Birmingham (Bronze über 400 m).
Doch wo Licht war, gab es auch Schatten. 1992 war die kraftvolle Sprinterin in eine Affäre um ihre Trainingskollegin Katrin Krabbe und ihren Trainer und späteren Lebensgefährten Thomas Springstein verwickelt. Wegen Medikamentenmissbrauchs wurde sie national für ein Jahr und später vom Leichtathletik-Weltverband IAAF für zwei Jahre gesperrt. 1995 gab sie ihr Comeback und knüpfte bereits 1996 an alte Erfolge an: Hallen-Europameisterin, Olympia-Dritte mit der Staffel, Europacupsiegerin: »Ich habe alles erreicht, was ich erreichen wollte. Ich will keinen Tag missen.«

Artikel vom 29.12.2005