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Die vierte Generation macht sich bemerkbar

Seit nahezu 100 Jahren ist die Musikschule Kanngießer eine Institution in Brackwede

Brackwede (WB/oh). Seit fast 100 Jahren ist die Musikschule Kanngießer in Brackwede eine Institution. Inzwischen wird sie in dritter Generation von Jörg Kanngießer (40) geleitet. Seit Heiligabend macht nun die vierte Musikschul-Generation - naturgemäß noch etwas unmelodisch - auf sich aufmerksam.

Es ist Till Kanngießer. Ganze 53 Zentimeter groß und 3720 Gramm schwer, wurde er vor vier Tagen, am 24. Dezember, geboren. Und es ist nicht unwahrscheinlich, dass auch das erste Kind von Jörg Kanngießer und seiner Ehefrau Dr. Elke Wolf (34) die musikalische Ader geerbt hat. damit die Familientradition später fortführt. Den 83-jährigen Senior und Großvater Arno Kanngießer würde das jedenfalls riesig freuen.
Begonnen hat die Musiktradition 1910. Hermann Kanngießer, der Großvater des heutigen Musikschulleiters, machte sich vom Osnabrücker Land aus auf - mit Frau und zwei Töchtern - um den Brackwedern das Spielen von Klarinette, Violine und Klavier sowie der Konzertzither beizubringen.
Zwar stagnierte während des 1. Weltkriegs der weitere Aufbau der Musikschule, da ihr Gründer als Kalkulator bei den Möllerwerken kriegsverpflichtet wurde. Aber nach Kriegsende ging es voller Elan weiter: Hermann Kanngießer gründete ein Konzertorchester, leitete Chöre in Brackwede, Quelle und Gadderbaum. Und auch die Schülerzahl wuchs kräftig, das Haus an der Hauptstraße 117, in dem sich die Musikschule noch heute befindet, wurde gekauft.
1922 wurde Sohn Arno geboren. Schon früh erhielt er Klavierunterricht. Doch der obertonreiche Ton des Akkordeons begeisterte Arno soviel mehr. Sofort nach dem Abschluss an der Brackweder Mittelschule zog es ihn zum Studium ins schwäbische Trossingen an das einzige Institut, an dem Akkordeon gelehrt wurde. 1939 legte Arno Kanngießer dort - mit 17 Jahren jüngster Student - die Prüfung zum Musiklehrer ab. Nach dem Krieg führte er sofort die Musikschule in Brackwede weiter und gründete bald darauf ein Akkordeonorchester. Ehefrau Marianne, die Arno Kanngießer bei einem Lehrgang kennen gelernt hatte, war Lehrerin für Akkordeon. Genau wie ihr Mann war Marianne Kanngießer, die im Sommer dieses Jahres gestorben ist, der Überzeugung, dass gemeinsames Musizieren in Gruppen wichtig ist und Spaß macht. Sie führte an der Musikschule den Unterricht für Blockflöte ein. Zudem widmete sich Marianne Kanngießer seit den 60-er Jahren der musikalischen Früherziehung - sie machte sie zu ihrer Lebensaufgabe. Sogar aus Halle, Gütersloh, Paderborn und Vlotho kamen die Schüler.
Auch Sohn Jörg Kanngießer (40) begann mit der Früherziehung seine musikalische Laufbahn. Bis zum Schulabschluss probierte er die verschiedensten Instrumente und andere künstlerische Interessen aus. Letztlich zog es ihn aber zur Musik und Jörg Kanngießer trat - nach der Ausbildung zum Musiklehrer - in die Musikschule der Eltern in Brackwede ein. Als diese aus Altersgründen den Instrumentalunterricht vor fünf Jahren reduzierten, übernahm er in dritter Generation die Leitung.

Artikel vom 28.12.2005