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»Personal hat Anrecht auf ordentliche Verhältnisse«

Marode Hubschrauberstation jetzt Thema der Politik


Von Ulrich Hohenhoff
(Text und Fotos)
Brackwede (WB). Die unzureichenden und längst nicht mehr zeitgemäßen Räumlichkeiten des Einsatzstandortes von Rettungshubschrauber »Christoph 13« an der Rosenhöhe (das WESTFALEN-BLATT berichtete exklusiv) beschäftigen demnächst auch die Politik. Bereits in der Januar-Sitzung der Bezirksvertretung Brackwede soll das Thema auf Antrag der SPD-Fraktion behandelt werden. Das bestätigte deren Vorsitzender, Dr. Bernd Brunemeier, auf Anfrage dieser Zeitung.
Der Renovierungsstau ist seit Jahren bekannt, vor allem die völlig unzulänglichen Sozialräume entsprechen nicht mehr dem heutigen, eigentlich sogar vorgeschriebenen, Standard. Das fliegende Personal hatte die Zustände immer mal wieder kritisiert und von Jahr zu Jahr gehofft, dass sich etwas tun wird. Dabei hängen die Neubaupläne sogar an der Wand in der Station. Dort halten sich zu Einsatzzeiten der Pilot, gestellt vom Geschwader Nord in Gifhorn, der Notarzt (von den städtischen Kliniken) und der Rettungsassistent (gestellt von der Berufsfeuerwehr) auf.
Für die Beteiligten gibt es unzulässigerweise nur eine Toilette und die auch noch in dem Raum, in dem sich die Dusche befindet. Dabei gibt es im Wechsel auch Notärztinnen. »Wenn Frau Doktor duscht, haben wir ein Problem«, sagt einer der Piloten. Ähnlich ist die Situation im Ruheraum, in dem sich auch die Einbauküchenzeile befindet. »Wenn sich jemand Kaffee kochen oder eine Limo aus dem Kühlschrank holen will, stört er zwangsläufig den- oder diejenigen, die ruhend auf ihren nächsten Einsatz warten.« Dabei gibt es nur ein dienstlich beschafftes Bettsofa, die Ledersofas stammen aus Privatbesitz, sind Spenden.
Die Einhaltung vorgeschriebener Ruhezeiten macht den Luftrettern zu schaffen. Geflogen wird von Sonnenauf- bis Untergang. Besonders im Sommer, wenn die Tage länger sind und der Hubschrauber häufiger zum Einsatz kommt, wird es eng. Auch das Arbeitszimmer, zugleich Aufenthaltsraum, ist viel zu klein. Nach Einsätzen müssen hier sowohl Pilot als auch Notarzt und Rettungsassistenten ihre Berichte schreiben. Und das muss rasch nach jedem Einsatz geschehen. »Wir wissen ja nie, wann wir wieder raus müssen.«
Die beengten Räumlichkeiten sind eine Sache, Mängel weist auch die Bausubstanz des fast 25 Jahre alten Gebäudes auf. Feuchtigkeit schlägt an manchen Stellen durch, Schimmelbildung ist die Folge. Wie eine moderne Station aussehen könnte, wissen vor allem die Piloten der Bundespolizei (früher Bundesgrenzschutz). Die kommen nämlich während ihres Dienstes im Luftrettungssystem herum, lernen auch andere Standorte kennen. Und Bielefeld genießt dabei keinen besonders guten Ruf.
»Kernträger« der Station ist die Stadt Bielefeld, die mit den umliegenden Kreisen eine Trägergemeinschaft gebildet hat. Zuständig ist das Feuerwehramt Bielefeld, das in der Leitstelle auch die Einsätze koordiniert. Die Probleme sind dort bekannt. Bielefelds Feuerwehrchef Gerhard Wörmann: »Wir wollen auf jeden Fall renovieren. Zuvor müssen jedoch organisatorische Änderungen und andere Maßnahmen durchgeführt werden. Ich kann nicht versprechen, ob das Vorhaben 2006 klappt.«
Dr. Bernd Brunemeier drängt auf eine schnelle Lösung. »Wer immer auch der Träger ist, die Renovierungspläne haben höchste Dringlichkeit. Schließlich haben die dort Dienst tuenden Frauen und Männer, die im Ernstfall für tausende Menschen zuständig sind, während der Arbeitszeit ein Anrecht auf ordentliche Verhältnisse!«

Artikel vom 28.12.2005