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Vielfältiges Lebenszeichen einer Subkultur

CD »MustBItold« überrascht mit vielfältiger Hip-Hop-Musik aus der Stadt

Von Thomas Bertz
Bielefeld (WB). Dass es Bielefeld gar nicht gibt, ist ein Scherz aus den Tiefen des Internets, an den sich viele in der Leineweberstadt gewöhnt haben. Dass es in Bielefeld keine Hip-Hop-Szene gibt, ist ein weiterer Mythos, der sich hält. Mit einer CD treten 24 Künstler dem entgegen. »MustBItold« heißt das Werk, das ein deutliches und vielfältiges Lebenszeichen einer Subkultur ist.

Schon der Name der CD sprüht vor Wortwitz mit doppeltem Boden: Nicht nur, dass die Macher das bekannte Hip-Hop-Sample »There is a little story that must be told« (Dort ist eine kleine Geschichte, die erzählt werden muss) benutzten, versteckten sie mit dem Autokennzeichen-Kürzel »BI« auch noch ihre Liebe an die Heimatstadt im Namen.
»Der Titel ist und war die Verbindung dieser Stadt etwas erzählen zu wollen und zu müssen«, erklärt Tom Hagedorn, der gemeinsam mit seinen fünf Mitstreitern Saskia Pels, Marco Knöpfel, Tobias Ellermann aka DJ Karakta, Benni Kopp und Christoph Welke hinter dem Projekt steht.
Seit mehr als einem halben Jahr trifft sich das Team mindestens einmal wöchentlich. »Es sind viele Artikel und Berichte durch die Medien gegangen, die über eine tote Hip-Hop-Szene berichteten, aber unser aller Erfahrung und Kenntnis verriet, dass die Szene größer und besser, aber auch verstreuter denn je war«, erklärt Hagedorn, was Antrieb für die Lieder-Sammlung war. Anknüpfungspunkt war dabei unter anderem der letzte Bielefelder Hip-Hop-Sampler - aus dem Jahr 1997. »Seitdem sind viele Dinge geschehen«, sagt Hagedorn. Zuwachs und Veränderungen innerhalb der Szene, immer weitere Verschachtelungen, die auch dazu geführt hätten, dass es keine gemeinsame Bielefelder Hip-Hop-Stimme mehr gegeben habe. Obendrein habe es Streitereien und Eigenbrötlerei der verschieden Künstler gegeben. Kurzum: »2005 stagnierte alles.«
Die CD soll den Künstlern eine Plattform geben und die einzelnen Musiker aus der von vielen belächelten »Kinderzimmer-Musik« herausheben. Das ist gelungen. Mal düster, mal bunt, mal laut und prahlerisch und dann wieder fast feingeistig und nachdenklich. »Der Sampler soll einen Überblick bieten«, erklärt Tom Hagedorn.
Die CD - Auflage 1500 Exemplare - beweist, dass es viele teils hochklassige Rapper unterhalb der Sparrenburg gibt. Und auch die musikalische Untermalung der mitunter anspruchsvollen Verse, wie etwas in Chicos und Rasputins »Spiegelbild« (»Gott führ mich zum Fluss, der meinen Durst nach Liebe stillt«), ist dabei mehr als hörenswert.
Und dabei tummelt sich auf dem kleinen Silberling bei weitem nicht jeder Bielefelder Rap-Künstler. »Die Laufzeit der CD hat uns begrenzt«, berichtet Tom Hagedorn. »Wir hätten doppelt so viel bringen können, denn erstaunlicherweise haben wir auch viele gute Einsendungen von Leuten erhalten, die wir bis dato nicht kannten«, so Hagedorn weiter.
Zusätzlich zu diesen Newcomern sind aber auch die »älteren Hasen« wie Clef oder Rasputin auf dem Album vertreten. Diese bunte Mischung von Künstlern ist schließlich auch dafür verantwortlich, dass das, wo zuletzt immer größer das Fragezeichen nach Bielefelder Hip-Hop jetzt ein Ausrufezeichen steht.

Artikel vom 29.12.2005