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»Ball der Bälle« im Jahr 2006:
Drei Asse tanzen wieder mit

Zidane, Figo und Nedved freuen sich auf die WM-Endrunde in Deutschland

Von Klaus Lükewille
Bielefeld (WB). Sie hatten das Länderspiel-Parkett schon verlassen. Eigentlich für immer. Vorbei. Ausgetanzt. Aber diesen ganz großen »Ball« im weltmeisterlichen Sommer 2006 in Deutschland, den wollen drei Stars jetzt doch noch mitnehmen: Zinedine Zidane, Luis Figo und Pavel Nedved.

Auf dem Weg an das große Ziel haben sie ihren Nationalmannschaften bereits entscheidend geholfen. Als es in der WM-Qualifikations-Runde quetschte, quietschte und klemmte, da ließen sich die Asse überreden. Der dreifache Rücktritt vom Rücktritt - und schwupp standen sie wieder auf der internationalen Ball-Bühne. Als wären sie nie weg gewesen.
Ein paar Tage älter sind sie aber natürlich schon geworden, die Herren Zidane, Figo und Nedved. Nicht mehr ganz so schnell, nicht ganz so kraftvoll. Die Zeit geht eben selbst an den Weltstars nicht spurlos vorüber. Wobei das Trio neben der geschlossenen Rückkehr eine weitere Gemeinsamkeit hat. Alle sind sie inzwischen 33 Jahre alt. Doch immer noch jung genug, um im WM-Sommer 2006 die Beine zu schwingen. Auf ihren Tanz beim »Ball der Bälle« dürfen sich auch die deutschen Zuschauer schon heute freuen.
Vor allem Zidane hat oft absolute Extra-Klasse gezeigt. Ein Spieler, der alles kann. Großartig, glanzvoll - einfach genial. Er führte Frankreich 1998 zum WM-Triumph und 2000 zum EM-Titel.
Sicher, seine besten Rasen-Tage liegen wahrscheinlich schon hinter dem Regisseur. Er war zuletzt oft verletzt, der alte Schwung scheint hin zu sein. Doch Zidane hat immer noch gleich zwei Rechnungen offen. Verjährt, aber lange nicht erledigt. Denn so wie 2002 und so wie 2004 möchte er den Rasen nicht noch einmal vorzeitig räumen. Bei der WM in Japan und Südkorea schied der Titelverteidiger Frankreich bereits in der Vorrunde aus. Und bei der EM in Portugal, da hieß die Endstation Griechenland.
Blamagen, die einen wie Zidane heute noch ärgern. Deshalb brauchte er auch keine allzu lange Bedenkzeit, als vor Monaten der Hilferuf der französischen Fußball-Fans ertönte: »Zizou, Zizou, spiel doch wieder mit.«
Luis Figo ließ sich ebenfalls nicht zwei Mal bitten. Als die Nation die Rückkehr forderte, zog er Portugals Trikot wieder an. Dabei gilt der Brasilianer Felipe Scolari, der Cheftrainer der Elite-Auswahl, nicht gerade als sein »Freund«. Beim EM-Heimspiel im Sommer 2004 holte der Coach den Star schon mal vorzeitig vom Platz. Für Figo stand danach fest: Scolari? Nein, danke.
Der Kapitän ging beleidigt von Bord. Doch er kehrte zurück. Oben, auf die Kommandobrücke. Denn auch Scolari hat den Wert dieses Mannes für die Mannschaft längst erkannt. Figo ist zwar nicht mehr so ganz flott zu Fuß. Aber er wird immer ein Spieler für die gewissen Momente sein, die Partien entscheiden können. Ein platzierter Freistoß ins Dreieck, eine kunstvoll gezirkelte Ecke, ein unhaltbarer Distanzschuss, diese Dinger hat einer wie Figo weiter drauf.
Und selbstverständlich bleibt er der Star seiner Auswahl, die im Juni 2006 im ostwestfälischen Marienfeld ihr WM-Quartier bezieht. Da dürften dann nicht nur junge Fans an die »Klosterpforte« klopfen. Es soll auch Damen geben, die von Figo schwärmen.
In Madrid wollten sie ihn dagegen nicht mehr sehen. Figo, mit einem mit Millionen-Angebot aus Katar umworben, spielt jetzt für Inter Mailand. Und er freut sich über die Real-Realität. Denn ohne ihn sind die nicht besser, sondern noch schlechter geworden.
Der Dritte im Bunde der Rückkehrer, der Tscheche Pavel Nedved, er gehört dagegen seit Jahren zu den unersetzlichen Stützen von Juventus Turin. Als der Mittelfeld-Antreiber nach der EM 2004 seinen Abschied aus der Nationalelf erklärte, wollte Karel Brückner das nicht glauben: »Pavel kommt zurück. Ganz bestimmt.«
Der Cheftrainer lag richtig. Nedved hat diesen Halbfinal-Tag bei der EM nicht vergessen. Gegen die Griechen war er nach 30 Minuten verletzt ausgeschieden. Er musste auf der Bank erleben, wie der Außenseiter 1:0 gewann. Als ihn da die Fernsehkamera mit schmerzverzerrtem Gesicht einfing, erwies sich der ZDF-Reporter Johannes B. Kerner wieder einmal als kerniger Experte: »Er fehlt seiner Mannschaft.«
Aber sicher doch, was sonst?
Doch jetzt ist Nedved ja zurück. Wie Zidane. Wie Figo. Die mit der Lederkugel tanzen. Im Sommer 2006. Beim »Ball der Bälle«.

Artikel vom 30.12.2005