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Stammzellforschung

Der Blender aus Südkorea


Aus dem Klonforscher Hwang Woo Suk ist ein schlechter Clown geworden. Gestern teilte die Untersuchungskommission der Nationaluniversität in Südkoreas Hauptstadt Seoul mit: Hwangs Stammzellstudie ist komplett gefälscht. Der entlarvte Betrüger ist mittlerweile untergetaucht, selten wurde so schnell aus einem Nationalhelden ein schwarzes Schaf der Wissenschaft.
Festzustellen bleibt: Ein vermeintlich blendender Forscher blendete nicht nur sein Heimatland, sondern die ganze internationale Fachwelt. In Wirklichkeit stammten die noch vor kurzem überschwänglich gefeierten Stammzellen von befruchteten menschlichen Eizellen ab und sind keineswegs, wie behauptet, geklonte, maßgeschneiderte Zellen mit dem Erbgut von Patienten.
Welche Folgen hat das von dem eitlen betrügerischen Wissenschaftler ausgelöste Desaster? Zum einen hat die Stammzellforschung einen schweren Rufschaden erlitten. Es werden sich die Stimmen mehren, die wie die Kirchen davor warnen, sich über Gott und die Natur zu erheben und Schöpfer spielen zu wollen.
Zum anderen haben die Hoffnungen schwer kranker Menschen einen Dämpfer bekommen. Der Wunsch, durch therapeutisches Klonen Geißeln der Menschheit wie Krebs und Alzheimer besiegen zu können, geht zumindest noch nicht in Erfüllung. Dass Hwang Woo Suk die Hoffnungen auf unredliche Weise befeuerte, ist das Schlimmste am Stammzellskandal. Dietmar Kemper

Artikel vom 30.12.2005