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Sterne funkeln
nicht von selbst

Der Himmel über OWL im Januar

Von Reinhard Wiechoczek
Die meisten Sterne strahlen ein ruhiges Licht aus, denn sie befinden sich in einem stabilen Zustand des Gleichgewichts von nach innen gerichtetem Gravitationsdruck und entgegengesetzt wirkendem Strahlungsdruck.

Bei genauem Hinsehen offenbart sich durch die Farbe des Lichts der »Spektraltyp« des jeweiligen Sterns: Sterne mit besonders heißer Oberfläche senden kurzwelliges Blauweiß aus, die »kühleren« langwelliges Rot. Mit 6000 Grad Oberflächentemperatur und gelbem Licht nimmt die Sonne einen Mittelwert ein. Das Funkeln der Sterne hat seinen Ursprung in der irdischen Atmosphäre, die gegenüber dem Vakuum des Weltalls ein optisch dichtes Medium darstellt, das Licht bricht, es ablenkt und auch in die Regenbogenfarben zerlegt. Luft verliert mit zunehmender Höhe an Dichte und unterliegt temperaturabhängigen Turbulenzen, die das Sternenlicht verfälschen, es funkeln, sogar tänzeln lassen. Je länger der Weg des Lichts, desto stärker kann die Erscheinung sein, man beobachtet die Szintillation (Funkeln) häufiger am Horizont als im Zenit.
Im Westen verabschiedet sich jetzt mit Pegasus ein Herbstsymbol und sogar der letzte Sommer glimmt im tiefen Nordwesten nach mit Deneb im Schwan und in der Leier mit Wega. Am Osthimmel hingegen taucht bereits als Frühlingsbote der Löwe mit Regulus auf. Dermaßen jahreszeitlich eingebettet, übernimmt der Winter zunehmend die Hauptrolle und füllt sie besonders mit dem Wintersechseck aus. Capella leuchtet 42 Lichtjahre distanziert im Fuhrmann, Pollux in den Zwillingen strahlt aus 34 Lichtjahren Ferne, Procyon im Kleinen Hund ist mit 11 Lichtjahren nur der Zweitnächste im Sternensextett, denn Sirius im Großen Hund zählt mit 8,6 Lichtjahren überhaupt zu den sonnennächsten Sternen. Ganz anders Rigel im Orion; sein blauweißes Licht ist 800 Jahre alt, der rötliche Aldebaran residiert in 65 Lichtjahren Weite.
Der Reichtum des Wintersechsecks wird unterlegt mit dem in kalter Nacht glitzernden Streifen der Milchstraße, die sich vom Großen Hund erhebt hinauf zum Fuhrmann, dann Perseus und die Cassiopeia erfasst, um mit dem Schwan einzugehen in die jetzt nicht aktuellen Sommerregionen.
Die Sonne wechselt am 20.1. aus dem Schützen in den Steinbock. Bereits am 4.1. durchwandert die Erde das Perihel, den mit 147,1 Mio. km sonnennächsten Bahnpunkt. Das Erste Viertel des Mondes steht am 6.1. um 19.56 Uhr in den Fischen, Vollmond ist am 14.1. (10.48 Uhr) in den Zwillingen, das Letzte Viertel am 22.1. (16.14 Uhr) zeigt sich in der Jungfrau, und der Neumond am 29.1. um 15.16 Uhr teilt sich mit der Sonne den Steinbock. Venus lässt sich bis zum 10.1. am südwestlichen Abendhimmel aufstöbern, am 14.1. steht sie in unterer Konjunktion mit der Sonne im geringsten Erdabstand von 39,9 Mio. km, bereits am 18.1. erscheint Venus vor Sonnenaufgang am Morgenhimmel mit -4.5m Helligkeit. Jupiter in der Waage steigert seine Helligkeit auf -2.0m. Am Abendhimmel im Widder bleibt Mars rechtläufig und verliert bis Ende des Monats von -0.6m auf 0.2m an Glanz. Saturn bewegt sich rückläufig im Krebs und gelangt am 27./28.1. in Opposition, -0.2m hell in 1216 Mio. km Erdentfernung.

Artikel vom 28.12.2005