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Verwirrspiel um
Mladic: Unfassbar

Fünf Helfer sollen bekannt sein

Belgrad (dpa). Die Behörden der Republik Serbien haben mit unterschiedlichen Angaben zur Suche nach dem seit neun Jahren flüchtigen mutmaßlichen Kriegsverbrecher Ratko Mladic für Verwirrung gesorgt.
Der Staatsanwalt für Kriegsverbrechen, Vladimir Vukcevic, hatte überraschend erklärt, wenigstens fünf der Helfershelfer von Mladic seien ausgemacht. Daraufhin wurde Innenminister Dragan Jocic gestern in Belgrader Zeitungen mit den Worten zitiert, die Polizei wisse nicht, wer den früheren Militärkommandeur der bosnischen Serben im Bürgerkrieg (1992-1995) unterstütze.
Mladic ist gemeinsam mit dem früheren politischen Führer der bosnischen Serben, Radovan Karadzic, vom UN-Kriegsverbrechertribunal in Den Haag wegen Mordes, Vertreibung und Misshandlung tausender Muslime angeklagt. Der Kommandeur der kleinen NATO-Truppe in Bosnien, US-General Louis Weber, hat Informationen bestritten, seine Verbände wüssten, wo sich Karadzic aufhalte. »Wir haben keine Informationen wo Mladic und Karadzic sich aufhalten«, sagte Weber.
Dagegen berichtete die Zeitung »Blic« in Belgrad, ein Telefongespräch zwischen Mladic und einem seiner Unterstützer habe die Behörden auf die Spur des Gesuchten gebracht. Da jedoch bei seiner Verhaftung mit Toten und Verletzten gerechnet werden müsse, setze die serbische Regierung immer noch auf Verhandlungen, um den Ex-General zur freiwilligen Aufgabe zu bewegen.
Der Direktor des serbischen Geheimdienstes (BIA), Rade Bulatovich, hat bei der Vorlage des BIA-Tätigkeitsberichts gestern im serbischen Parlament geheime Verhandlungen mit den Gesuchten in Abrede gestellt. »Das ist alles vollkommen unwahr«, sagte er. Es gebe weder Gespräche noch vom Ausland vorgegebene Fristen zur Ergreifung der Angeklagten.
Die Chefanklägerin des UN-Tribunals, Carla Del Ponte, hatte den Geheimdienst wiederholt beschuldigt, die beiden Untergetauchten zu decken. Auch die Serbisch-Orthodoxe Kirche und die Armee sollen danach den als Volkshelden verehrten Männern helfen.

Artikel vom 28.12.2005