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Die Bürger im »Süden«
proben den Aufstand

Erfolgreich gegen Schließung der Bezirksämter gewehrt

Eine Schließung der Bezirksämter Sennestadt und Senne war in der Vergangenheit mehrfach und ernsthaft diskutiert worden. Erreicht werden sollten dadurch erhebliche Einsparungen für die Stadt. Doch immer wieder war in den vergangenen Jahren von einer Umsetzung Abstand genommen worden.

Um so überraschender kam am Abend des 15. Juni für die jeweiligen Amtsleiter - Detlef Schäffer in Sennestadt und Eberhard Grabe in Senne - sowie die Bezirksvorsteher Karl Wolff und Ferdinand Stöppel die Nachricht, dass im Zuge städtischer Einsparungen diese beiden Bezirksämter doch geschlossen werden sollten.
In Sennestadt war man besonders geschockt. Denn die Schließungsnachricht erreichte Verwaltung, Politik und Bürger mitten in der Jubiläumswoche zum 50-jährigen Bestehen »ihrer« Sennestadt. Mit einer derartigen Entscheidung - »ein tolles Geschenk zum Jubiläum« - habe niemand gerechnet.
Obwohl den meisten die gute Festlaune durch die Schließungspläne verdorben wurde, gab sich sich Bezirksvorsteher Wolff kämpferisch: »Dagegen muss etwas unternommen werden.«
Gleiches Entsetzen über die vorgesehene Schließung ihres Bezirksamtes und gleicher »Kampfgeist« war auch in Senne zu spüren. Während überraschenderweise nach kurzer Zeit die geplante Schließung des Sennestädter Bezirksamtes plötzlich wieder aus den »Leitlinien für den Haushalt 2006« verschwand, musste Senne weiter um sein Bezirksamt bangen.
Weder Politik noch Bürger wollten kampflos aufgeben. Ein Bezirksamt sei mehr als eine Bürgerberatung und habe viele Kompetenzen, die für einen Stadtbezirk wichtig sind. 1556 Unterschriften gegen die Schließung wurden Oberbürgermeister Eberhard David überreicht. Und unter dem Motto »Senne steht still« startete die Senner Gemeinschaft am 14. Oktober eine massive Protestaktion auf dem Marktplatz.
33 Minuten lang zeigten sich die Geschäftsleute rund um den Senner Marktplatz solidarisch, schlossen ihre Geschäfte oder machten mit Lautsprecherdurchsagen und heruntergefahrener Beleuchtung die Kunden auf den Protest aufmerksam.
Rund 500 Menschen demonstrierten und ließen blaue Protestballons in den Himmel steigen. Zehn Tage später hatten sie Anlass zur Freude und zum Feiern. »Senne behält sein Bezirksamt« enschieden die Bielefelder Politiker in einem gemeinsam gefassten »Etat-Kompromiss«.
Besonders die älteren Bürger des Stadtbezirks zeigten sich erleichtert über diese Entscheidung.

Artikel vom 31.12.2005