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Ein Jahr der
großen Werke

Was die NRW-Museen 2006 bieten

Von Gerd Korinthenberg
Bielefeld/Paderborn (dpa). Die besonderen Liebhaber von Joseph Beuys mögen enttäuscht sein: Nur wenige Ausstellungen erinnern an den 20. Todestag des Künstlers, der am 23. Januar 1986 im Alter von 65 Jahren gestorben ist.

Zu einem dreitägigen Sonderprogramm lädt natürlich das über eine gewaltige Beuys-Sammlung verfügende Museum Schloss Moyland an den Niederrhein, wo vom 21. Januar an in Film, Ausstellung und Diskussion das Werk des Kunstprofessors in zahlreiche Richtungen ausgelotet wird.
Ansonsten widmet sich noch vom 21. Januar an das Düsseldorfer museum kunst palast unter dem Titel »Beuys in Aktion« dem Aspekt der Heilkräfte und Medizin im Lebenswerk des Niederrheiners. Auflagenobjekte und Grafiken des Künstlers sind noch bis 12. Februar im Bonner Kunstmuseum zu sehen.
Dennoch verzeichnet das Jahresprogramm der Häuser zwischen Rhein und Weser ein spannendes Kunst-Kaleidoskop von ostasiatischer Antike wie den chinesischen Grabfunden in Xian und dem kambodschanischen Tempel Angkor (beides Bundeskunsthalle Bonn) bis zur Retrospektive der auf- und anrührenden Skulpturen und Installationen von Louise Bourgeois, der 94-jährigen »Ahnfrau« feministischer Kunst (Bielefelder Kunsthalle, vom 12. März an). In die Welt des Mittelalters führt dank herausragender Leihgaben etwa aus dem Vatikan im Sommer in Paderborn die Schau »Canossa - Erschütterung der Welt« zum spannungsvollen Verhältnis zwischen deutschem Kaisertum und Papstmacht.
Zu den Höhepunkten der ersten Quadriennale in Düsseldorf, einer sommerlichen Kooperation aller Musenhäuser der Landeshauptstadt, gehört eine Ausstellung zum malerischen Werk Caravaggios (museum kunst palast, 9. September). Der malende frühbarocke Dramatiker (1573 bis 1610) ist zuvor in Amsterdam im Dialog mit dem Geburtstagskind Rembrandt präsentiert worden. Der Kunstwelt nach Rembrandt widmet sich das Kölner Wallraf-Richartz-Museum von Oktober an mit einer Schau um 1700 entstandener holländischer Gemälde und Zeichnungen. Im Essener Museum Folkwang verspricht vom 13. Mai an die umfangreiche Gemäldeausstellung »Caspar David Friedrich - Die Erfindung der Romantik« Seh- und Denkfreude.
Prallvoll ist traditionsgemäß in NRW der Kalender mit Präsentationen moderner und zeitgenössischer Kunst. Von Ernst Ludwig Kirchners unbekannten Skizzen im Landesmuseum Münster über die Bauhausmeister Albers und Moholy-Nagy und den Surrealisten Delvaux (beide Bielefeld) bis zu den rheinischen ZERO-Artisten und dem britischen Maler Francis Bacon im Düsseldorfer Quadriennale-Programm reicht das Kaleidoskop. Die Bonner Bundeskunsthalle hat im Sommer das Guggenheim-Museum mit 250 Werken zu Gast. Das Kölner Museum Ludwig stellt Salvador Dalis Monumentalgemälde »Der Bahnhof von Perpignan« (1965) vom 18. März an in den Mittelpunkt einer Themen-Ausstellung, geht (19. August) auf die Suche nach der Erotik in der Kunst seit 1960 und zelebriert mit Paul Klee zum Jahresausklang die alte Künstlerweisheit »Kein Tag ohne Linie«.
Positionen der Gegenwart kommen gleich zum Start des neuen Jahres 2006 mit einer Ausstellung des Düsseldorfer »Installateurs« Bogomir Ecker im Museum Folkwang Essen und einer Schau der Künstlerin Katja Strunz in Krefeld zu ihrem Recht. Die 35-jährige Berlinerin wird sich mit ihren Relief-Skulpturen im Museum Haus Esters (29. Oktober) als würdige Trägerin des jüngsten Adolf-Luther-Kunstpreises in der Niederrheinstadt erweisen.

Artikel vom 29.12.2005