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Zwischen Gottesdienst
und saftigem Gänsebraten

Die Bielefelder verleben ruhige und besinnliche Festtage

Von Michael Schläger und
Hans-Werner Büscher (Foto)
Bielefeld (WB). Am zweiten Weihnachtstag kamen sie doch noch, die Schneeflöckchen. Zur durchgängig weißen Weichnacht hat's allerdings nicht gereicht. Dafür erlebte Bielefeld weitgehend ruhige Festtage.

0 Bethlehem, du kleine Stadt: Wie ging's wohl zu in Bethlehem vor mehr als 2000 Jahren? Schließlich war die Stadt zur Geburt Christi voller Menschen, die sich zählen lassen mussten. Voller Menschen ist auch die Bielefelder Innenstadt am Heiligabend-Morgen noch einmal. Die großen Geschenke sind gekauft. Dafür gilt es noch die kleinen Präsente zu besorgen. Gut zu tun haben zum Beispiel Parfümerien und Süßwarengeschäfte. Und weil alles möglichst frisch sein sollte, drängen sich auch in den Lebensmittelgeschäften die Kunden.
Ich steh' an deiner Krippen hier: Schon am frühen Nachmittag füllen sich die Kirchen. In den Familiengottesdiensten werden allerorten Krippenspiele aufgeführt. Gespannt warten die Kleinen aufs Christkind. In den Predigten gibt es aber auch nachdenkliche Worte. So kritisiert der Präses der Evangelischen Kirche von Westfalen, Alfred Buß, in seiner Weihnachtsansprache in der Altstädter Nicolaikirche Krieg, Folter, Gewalt und Ausgrenzung. Im Weihnachtslicht erschienen diese noch hässlicher, betont Buß. Auch in fernen Ländern dürften solche Erscheinungen nicht toleriert werden.
Stille Nacht, heilige Nacht: Selten kommt das Großstadtgetriebe in Bielefeld so zur Ruhe wie in den frühen Abendstunden des 24. Dezember. Wenn sich der Trubel gelegt hat, die ersten Kirchgänger daheim sind, sind die Straßen verlassen, nur noch ganz vereinzelt Passanten unterwegs. Doch dienstbare Geister sind zu dieser Stunde weiter im Einsatz: Polizei, Feuerwehr, Krankenhaus- oder Stadtwerke-Personal sorgen auch jetzt dafür, dass sich alle sicher und wohl aufgehoben fühlen können.
Ihr Kinderlein kommet, o kommet doch all: Die Ruhe hält nicht lange vor. Gegen 22 Uhr füllen sich wieder die Gaststätten in der Bielefelder Altstadt. Vor allem junge Leute treffen sich mit Freunden zum weihnachtlichen Umtrunk. Aber auch die christliche Botschaft kommt zu später Stunde nicht zu kurz: In den Mitternachtsgottesdiensten herrscht drangvolle Enge. Für viele ist erst nach dem Besuch der nächtlichen Gottesdienste »so richtig« Weihnachten.
O Du fröhliche, o Du selige: Der erste und zweite Weihnachtstag gehören traditionsgemäß der Familie. Bei Gänsebraten oder Entenbrust lassen es sich die Bielefelder gut gehen. Mit den Verwandten versammelt man sich an einer großen Tafel. Nachmittags begibt sich mancher auf einen Spaziergang. Bürgerpark, Obersee oder der Tierpark Olderdissen sind auch zum Weihnachtsfest die ersten Adressen, um sich ein wenig die Beine zu vertreten. Die kühle, frische Luft tut gut nach dem Festtagsbraten.
Leise rieselt der Schnee: Am zweiten Weihnachtstag gegen 11.30 Uhr setzen die ersten Schneeschauer ein. Es reicht aber nur für eine leichte »Puderzuckerschicht«.

Artikel vom 27.12.2005