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Gregor Gröger, Inhaber des »Dockside« am Klosterplatz, war ratlos, warum er dieses Jahr so viel Gäste weniger als in den Vorjahren zu Heiligabend bewirten musste.

Besinnlichkeit
mehr gefragt als
Partystimmung

Kneipen blieben an Heiligabend leer

Von Thomas Bertz (Text und Fotos)
Bielefeld (WB). Heiligabend: Das bedeutet für die meisten Menschen Besinnlichkeit. Und Tradition. Für zahlreiche - meist junge Bielefelder - gehört zum »Fest der Liebe« auch das gemütliche Beisammensein in der Stadt. Der »Absacker nach der Bescherung«, auch in diesem Jahr gehörte er fest ins Programm zahlreicher Menschen, aber es waren weniger in den Kneipen und Diskotheken der Stadt als in den Vorjahren.

Im »Dockside«, einzig verbliebene Kneipe am einstigen Treffpunkt Nummer eins, der Klosterplatz, war die Besucherzahl lange eher gering. Um 21 Uhr hatte Inhaber Gregor Gröger seine Bar eröffnet, aber erst nach Mitternacht war das Lokal einigermaßen gefüllt. Und auch die Zahl lag laut Gröger noch immer weit unter dem Schnitt der vergangenen Jahre. »Keine Ahnung, warum dieses Jahr so wenige Leute da sind«, so der Barkeeper. »Vielleicht haben die alle so viel gegessen, dass sie nur noch spazieren gehen«, schmunzelte er. Die Laune ließ er sich am Heiligen Abend nicht vermiesen - auch wenn für einen Samstag eher wenige Gäste im »Dockside« waren: »Ich bin zufrieden.« Obendrein sei dafür die Besucherzahl in der Vorweihnachtszeit besser gewesen als in den Vorjahren. »Die Leute sind oft schon direkt nach Ladenschluss gekommen und nicht erst mit dem Schließen der Weihnachtsmarktbuden«, berichtet Gröger.
Derweil die meisten Altstadt-Kneipen spärlich besucht blieben, einige Kneipiers schlossen sogar frühzeitig wieder, blieben im neuen Vergnügungsquartier der Stadt die Schenken sämtlich geschlossen. Einzig die Diskotheken »Nachtarena« und »Elephant Club« hatten im Neuen Bahnhofsviertel geöffnet. Wie in vielen anderen Tanztempeln stand die Feier unter einem weihnachtlichen Motto. Während es in der »Nachtarena« dank zahlreicher Sponsoren für die Gäste kleine Geschenke gab, hatte »Elephant Club«-Manager Sharam Honarbakhsh weiße Weihnachten versprochen. Zwar fehlte der Schnee, doch mit liebevoller Dekoration und ganz in weiß gekleideten Tänzern gab es Ersatz.
Abseits von all dem Trubel in Diskotheken und Kneipen dürften es auch viele junge Leute vorgezogen haben zu Hause zu bleiben. »Heiligabend gehört meiner Familie und meinen Freunden«, sagt etwa Christian Buschmann. Nach der Bescherung bei den Eltern stieß der Student auf dem Sofa mit Freunden an und legte einen gemütlichen DVD-Abend ein. »Besinnlich« müsse der Abend sein, sagt der 21jährige. Ausgehen, am Heiligabend: Für ihn undenkbar. »Dafür gibt es doch viele andere Tage im Jahr« grinst er und lehnt sich auf dem Sofa zurück. Offenbar wie viele am Heiligabend 2005.

Artikel vom 27.12.2005