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Ärzte wandern ins Ausland ab

Derzeit 12 200 Mediziner - Honorierung attraktiver - Arbeitszeit besser


Berlin (dpa). Angesichts schrumpfender Honorartöpfe und langer Arbeitszeiten hält die Abwanderung deutscher Ärzte ins Ausland an. Gleichzeitig stoßen Regierungspläne, die Ärzte-Honorare bei »unwirtschaftlicher« Verordnung von Medikamenten zu mindern, bei der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) auf Widerstand.
Weil es im Ausland attraktivere Honorierung sowie bessere Arbeitszeiten gebe, geht die KBV davon aus, dass sowohl Krankenhaus- als auch niedergelassene Ärzte vermehrt Deutschland den Rücken kehren werden. Derzeit arbeiten 12 200 deutsche Mediziner jenseits der Grenzen, geht aus Unterlagen des Verbandes hervor. Vor zwei Jahren lag die Zahl noch bei 11700, vor vier Jahren bei 10900. Am beliebtesten sind demnach die USA (2700 Ärzte), gefolgt von Großbritannien (2600) und der Schweiz (1926). Gefragt sind auch die skandinavischen Länder (Schweden: 700, Norwegen: 650).
Die Pläne der Bundesregierung zur Honorarkürzung sieht die KBV »in krassem Gegensatz« zur Koalitionsvereinbarung von Union und SPD. Dort sei vorgesehen, »die Ärzte bei der Arzneimittelverordnung zu stärken«, sagte KBV-Vize Ulrich Weigeldt. Das geplante Sparpaket zur Eindämmung der Medikamentenausgaben sehe aber das Gegenteil vor: Ärzte sollen für Überschreitungen festgelegter Tagestherapiekosten bestraft werden, indem ihnen ein Malus von ihrer Vergütung abgezogen werde.
Das von der Koalition auf den parlamentarischen Weg gebrachte Arzneimittel-Sparpaket sieht neben preisdämpfenden Maßnahmen auch vor, dass Ärzte Honorarabschläge hinnehmen müssen, wenn sie Richtwerte bei der Verordnung von Medikamenten überschreiten. Dieser so genannte Malus beträgt bis zu 50 Prozent der Überschreitungssumme. Umgekehrt soll einen Bonus erhalten, wer wirtschaftlicher verschreibt als der Durchschnitt. Die Regelung soll 2007 in Kraft treten.

Artikel vom 27.12.2005