27.12.2005 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Papst ruft zu Einigkeit
gegen Terrorismus auf

Benedikt XVI. hielt seine erste Weihnachtsansprache

Rom/Paderborn (WB/dpa/Reuters). In seiner ersten Weihnachtsansprache als Papst hat Benedikt XVI. die Menschen zu Einigkeit gegen Terrorismus, Armut und Umweltverschmutzung aufgerufen. Zugleich forderte er eine »Neue Weltordnung«, um die wirtschaftlichen Ungleichgewichte in der Welt zu korrigieren.

Ebenfalls zum ersten Mal an Weihnachten spendete er den traditionellen Segen »Urbi et Orbi« (der Stadt und dem Erdkreis). In der Weihnachtsmesse hatte Papst Benedikt XVI. die Katholiken in aller Welt zuvor aufgerufen, Leuchttürme des Friedens zu sein. Zehntausende Menschen verfolgten am Sonntag auf dem Peters-platz wie Benedikt bei regnerischem Wetter auf den Balkon des Petersdoms trat, die Weihnachtsbotschaft verkündete und den Segen sprach.
In Zeiten von Schwierigkeiten und der Angst sollten die Menschen auf das Christkind schauen, um Mut zu fassen, sagte das neue Oberhaupt der römisch-katholischen Kirche. »Die geeinte Menschheit wird die vielen und Besorgnis erregenden aktuellen Probleme in Angriff nehmen können: von der terroristischen Bedrohung bis zu den Bedingungen beschämender Armut, unter denen Millionen von Menschen leben, von der Rüstungszunahme bis zu den Pandemien und der Umweltverschmutzung, die die Zukunft unseres Planeten bedroht«, sagte Benedikt. Er rief die Gläubigen auf, sich Jesus Christus anzuvertrauen.
In anderen Teilen seiner in italienischer Sprache gehaltenen Ansprache forderte Benedikt die Einhaltung der Rechte der Menschen ein, die in der sudanesischen Region Darfur litten. Er rief zu von Fairness und Weisheit geleiteten Taten im Irak und im Libanon auf. Erneut rief Benedikt auch zum Frieden im Nahen Osten auf. »Lasst uns beten für Frieden im Heiligen Land.«
Entschieden gegen jede Anwendung von Folter im Kampf gegen den Terror haben sich die beiden Spitzenvertreter der evangelischen Kirchen in Nordrhein-Westfalen in ihren Weihnachtspredigten ausgesprochen. »Weigern wir uns, den Rückfall in die Barbarei der Folter zu akzeptieren«, sagte der Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland, Nikolaus Schneider, am Heiligabend in Düsseldorf. Der »Abgott Sicherheit« rechtfertige auch nicht die Zusammenarbeit mit Folterern.
Auch der Präses der Evangelischen Kirche von Westfalen, Alfred Buß, hat sich am Sonntag in Bielefeld deutlich gegen Folter gewandt: »Ausgrenzung, Krieg, Folter, Gewalt oder Ausbeutung werden noch hässlicher im Weihnachtslicht«, mahnte der Präses. »Es wird klar: Ein bisschen foltern geht nicht. Auch nicht in fernen Ländern. Erst recht nicht im Namen der Freiheit«, unterstrich der Theologe.
Kölns Erzbischof Kardinal Joachim Meisner hat sich erneut gegen Embryonenforschung ausgesprochen. In manchen Hörsälen werde vom Menschen gesprochen, »als wenn er biologisch nur ein Tier wäre, so dass man mit menschlichen Embryonen meint machen zu können, was man will«, sagte Meisner am Sonntag bei seiner Predigt im Kölner Dom.
Einen Mangel an Wahrhaftigkeit und Offenheit in politischen Reden, aber auch in persönlichen Gesprächen hat der Paderborner Erzbischof Hans-Josef Becker in seiner Weihnachtspredigt beklagt. Er habe den Eindruck, »dass wir uns vom Dunkel der Welt mehr faszinieren lassen als vom Licht«, sagte der Erzbischof im Dom von Paderborn. »Wir finden uns mit diesem Defizit einfach ab und resignieren. Wie oft schließt menschlicher Hochmut den Menschen und auch Gott die Türen zu!«

Artikel vom 27.12.2005