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Kommentar
Ratko Mladic

Nur eine Frage der Zeit


Den Kopf in der Schlinge hatten Ratko Mladic und Radovan Karadzic, die beiden mutmaßlich schlimmsten Kriegsverbrecher des Bürgerkriegs in Bosnien-Herzegowina, angeblich schon des öfteren. Doch geschnappt worden sind sie bisher nicht.
Die NATO und die EU haben in den vergangenen zehn Jahren keine großen Anstrengungen unternommen, die Beiden aufzuspüren. Und die serbischen Behörden haben angeblich nicht gewusst, wo sie sich versteckt hielten, und dies gebetsmühlenartig wiederholt. Das war schlicht gelogen, und jeder hat dies auch gewusst. Mladic hat jahrelang unbehelligt in einem Belgrader Vorort gelebt und Karadzic immer wieder Botschaften unters Volk gebracht.
Nach zehn Jahren auf der Flucht läuft die Zeit für die von vielen immer noch als Nationalhelden verehrten mutmaßlichen Kriegsverbrecher jetzt aber ab. Die öffentliche Meinung in Serbien hat sich in all den Jahren geändert. Solange Mladic und Karadzic nicht nach Den Haag ausgeliefert sind, wird es nichts mit Verhandlungen über eine Annäherung an die EU. Es wird eng, das spürt nun auch Mladic. Dass er sich stellt, scheint nur noch eine Frage der Zeit zu sein. Dirk Schröder

Artikel vom 27.12.2005