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Über den Umgang
mit Kulturdenkmälern

»Ravensberger Blätter« des Historischen Vereins


Bielefeld (uj). Alte Fachwerkgebäude verschwinden aus dem Stadtbild, Kriegerdenkmäler fristen nurmehr ein Dasein als Relikte einer unverständlichen Vergangenheit und Skulpturen im öffentlichen Raum werden von Politik und Stadtplanern wie Schachfiguren auf dem Reisbrett hin- und hergeschoben. Dem Umgang mit Kulturdenkmälern widmet sich die zweite Jahresausgabe der vom Historischen Verein für die Grafschaft Ravensberg herausgegebenen »Ravensberger Blätter«.
In vier ausführlichen Beiträgen wird das Kernthema abgehandelt. Lutz Volmer präsentiert den Abriss ländlicher Fachwerkbauten des 18. und 19. Jahrhunderts. Der Autor stellt vier Fachwerkbauten aus Bielefeld vor, die seit den 1990er Jahren abgebrochen wurden, und würdigt sie in ihrer Bedeutung. Darunter das Haus Welhöner in Theesen, das Haus Kobusch in Schildesche, den Speicher des Hofes Brackmeyer in Brake sowie den Schoppen des Hofes Fettkötter in Großdornberg.
»Kriegsverherrlichung oder Mahnung zum Frieden?« fragt Bärbel Sundbrink in ihrem Beitrag über die Kriegerdenkmäler von Dornberg. Während bestehende Denkmäler um ihre Existenz bangen und für Restaurierungen das Geld fehlt, durften unlängst die abgebauten Relikte zweier Kriegerdenkmäler ihre Wiedererrichtung erleben. Gemeint sind die Dornberger Kriegerdenkmäler von 1872 und 1921. Ihre Wiedererrichtung im August 2004 nimmt die Autorin zum Anlass, nach ihrer Funktion und Symbolik aus heutiger Sicht zu fragen sowie nach den Beweggründen für ihre erneute Aufstellung.
In einem umfassenden Bericht widmet sich der Historiker Reinhard Vogelsang dem Bildhauer Herbert Volwahsen und seinen für den öffentlichen Raum geschaffenen Skulpturen. Neben einer umfassenden Auflistung setzt sich Vogelsang auch mit der umstrittenen Versetzung des Merkurbrunnens sachlich-kritisch und detailliert auseinander und kommt zu dem Fazit: »..., doch ein gutes Stück Nachkriegsgeschichte ist mit der Versetzung verloren gegangen, ...«
»Gab es eine Einsiedlerklause an der Schlingenstraße in Quelle?« fragt Heinz-Dieter Zutz in seinem Diskussionsbeitrag. Zutz beruft sich auf Untersuchungen der Arbeitsgemeinschaft Archäologie des Historischen Vereins, die lange nach dem Pilgerhäuschen gesucht hat und mehrere Plätze in der Nähe des Klosters am Jostberg als Standort angenommen hatte. Nun ist ein weiterer Platz hinzugekommen: das Klastal in Quelle.
Buchbesprechungen und Buchanzeigen ergänzen die aktuelle Ausgabe der Ravensberger Blätter, die in der Geschäftsstelle des Historischen Vereins, Rohrteichstraße 19, Telefon 51 24 69, erhältlich sind.

Artikel vom 23.12.2005