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Nur absolut fit auf
die Skipiste gehen

Mangelnde Vorbereitung sorgt für zahlreiche Schneeunfälle

Schnell passiert es: Ein Sturz, und an Aufstehen ist kaum mehr zu denken. Fehlende Vorbereitung, unausgereifte Grundtechniken, Selbstüberschätzung und Übermüdung verursachen jedes Jahr unnötige Schneesportunfälle - Tendenz steigend.

Hauptursache: Vielen Wintersportlern, die jetzt in den Skiurlaub starten, fehlt körperliche Fitness. »Raus aus dem Alltag - rauf auf die Bretter« lautet die Devise. »Die meisten Wintersportanhänger, insbesondere Flachländler, realisieren erst nach einem schmerzhaften Sturz oder Verletzungen, wie stark Alpinski den Körper tatsächlich beansprucht«, erläutert Dr. med. Reinhard Schneiderhan, Wirbelsäulenspezialist aus München, der alljährlich in den Wintermonaten einen sprunghaften Anstieg von Patienten mit Rückenproblemen verzeichnet.
»Auf harten Buckelpisten durchgeschüttelt, leisten nicht nur Kniegelenke, sondern auch Bandscheiben durch permanentes Abfangen harter Schläge Schwerstarbeit«, verdeutlicht der Orthopäde. »Fehlt es an einem entsprechenden Muskelkorsett, provozieren derart heftige Rotationsbelastungen schmerzhafte Stauchungen und Verletzungen. Eine im Vorfeld verdrängte Gefahr.«
Vereiste Pisten, hohe Geschwindigkeiten, wechselnde Gelände - alpines Skifahren zählt zu den schwierigsten Sportarten. Keine andere Disziplin stellt so hohe technische und konditionelle Anforderungen an Aktive, die sich allzu oft durch moderne, teure Ausrüstung in falscher Sicherheit wiegen. Damit nicht gleich die erste Abfahrt mit einem schmerzhaften Andenken endet, absolvieren verantwortungsbewusste Skifahrer eine gezielte Vorbereitung auf alle sportlichen und körperlichen Herausforderungen. Skigymnastik beispielsweise - besonders das Training spezifischer Fähigkeiten wie Kraft, Ausdauer, Koordination, Beweglichkeit und Balancegefühl - macht Schneebegeisterte nicht nur fit, sie schützt auch vor Verletzungen.
Dazu reichen oftmals schon zwei Trainingseinheiten von jeweils einer halben Stunde pro Woche aus. Während der Kraftteil zur Stärkung der Muskulatur Übungen für Beine, Oberarme, Rücken, Bauch und Po enthält, sorgt ein abgestimmtes Dehnungsprogramm für die notwendige Beweglichkeit. »Empfehlenswert sind Übungen mit 15 bis 20 Wiederholungen. Korrekt auf die bevorstehenden Anstrengungen vorbereitet, leisten Muskeln, Sehnen und Bänder Spitzenleistungen«, unterstreicht der Mediziner.
Zur Verbesserung der allgemeinen Kondition eignen sich klassische Ausdauersportarten wie Joggen, Schwimmen, Radfahren oder Skilanglauf.
Wer glaubt, regelmäßiger Sport mache spezielle Skigymnastik überflüssig, irrt. Er spart lediglich Zeit, denn kaum eine andere Sportart bereitet die beim Alpinski nötigen Muskelgruppen ausreichend auf die kommende Belastung vor. Ausnahme: regelmäßiges Inline-Skaten. Wer hingegen keinen Sport treibt und darüber hinaus einer sitzenden Bürotätigkeit nachgeht, dem rät der Experte, schon Monate vor Beginn der Wintersportsaison für ausreichende Kondition und motorische Fertigkeiten zu sorgen.
Gehaltene Anspannung und spezielle Bewegungsabläufe gewöhnen eingerostete Sehnen und Bänder wieder an entsprechende Belastungen und bauen Muskeln effektiv auf. Während Abfahrtshocke und Wedelhüpfen der Imitation typischer Bewegungsabläufe dienen, verbessern Waage und Storchenstand auf einem Wackelbrett das Gleichgewicht.
Richtig durchgeführt, entfalten diese Übungen ihren vollen Präventionseffekt. Gut vorbereitet und vor der Abfahrt entsprechend aufgewärmt, enden kleinere Stürze ohne größere Blessuren und einem gesunden Wintervergnügen steht nichts mehr im Wege.
Weitere Informationen im Internet unter
www.orthopaede.com

Artikel vom 13.01.2006