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Stars, Stars, Stars und
rosaroter Schampus

Ausgelassene Hochzeitsfeier in Elton Johns Garten

London (dpa) Elton John und sein Partner David Furnish haben in der Nacht zum Donnerstag ihre Homo-Hochzeit mit dem größten Staraufgebot gefeiert, das jemals zu einer Hochzeitsparty im Vereinigten Königreich zusammenströmte.

In Strömen floss auch der rosarote Champagner, der überall in den zwei riesigen Festzelten auf dem Gelände des Anwesens von Multimillionär Elton John im altehrwürdigen Viertel Old Windsor gereicht wurde Es ging ausgelassen zu bei dieser Hochzeitsfeier, der heißesten britischen Party des Jahres. Boris Becker gelang es, die Stimmung in Sir Eltons Schlösschen mit einem deutschen Wort, das auch alle Briten leicht verstanden, treffend zu beschreiben: »wunderbar«.
So sahen es auch Einwohner der kleinen Stadt Windsor in der englischen Grafschaft Berkshire. An Prominente sind sie gewöhnt, schon wegen der Nähe des Schlosses, der Residenz der königlichen Familie. »Doch so einen Auflauf haben wir hier noch nie zuvor erlebt«, sagt die Windsorin Simone Jones. »Einfach brillant dieses Chaos.« Vor der Villa des 58-jährigen Pop- und Rockstars und seines 43-jährigen Partners kam es nämlich zu einem Verkehrsstau, als Prominente wie Victoria Beckham, Claudia Schiffer, Ringo Starr, Liz Hurley, Michael Caine und die Osbournes anreisten. Was wie ein schwerer Regiefehler wirkte, begeisterte Schaulustige und Kameraleute gleichermaßen. Über hunderte Meter erstreckte sich der Stau von Edelkarossen, in denen sich die High Society des Showgeschäfts Stoßstange an Stoßstange und unter den Augen der Öffentlichkeit zu den Festzelten voranquälte. »Oh, schau mal da, Claudia Schiffer!«, rief eine Autogrammjägerin. »Nein, hier her«, schallte es zurück, »die ganze Osbourne-Family im Rolls Royce!«.
Liz Hurley im Bentley war schön wie immer, allerdings etwas abgelenkt. Sie verschickte eine Textmessage nach der anderen, ehe der Wagen endlich das Tor aus zwei riesigen Fackeln erreichte. Und da: Sharon Stone, mit besten Grüßen aus Hollywood. Dann auch noch Victoria Beckham, ohne David, dafür aber - zur Freude ihrer Fans - in einem altrosa-farbenen Spitzenkleid mit wahnsinnig tiefem Ausschnitt, die Pelzstola fein nach hinten geschlagen.
Eltons Mutter Sheila, von allen immer wieder geherzt für ihre Unterstützung des homosexuellen Sohns in all den wilden Jahren, kam mit einem Wagenrad großen Hut, schwarz und mit Perlen bestickt. Ganz in Schwarz erschien Ex-Beatle Ringo Starr. Der sagte nicht so etwas wunderbares wie »wunderbar«, war jedoch ebenfalls um Originalität bemüht: Immer wieder spreizte Ringo die Finger zum V für Victory. »Sowas wie diesen Andrang hier, das gibt es eben nur für Elton John«, sagte die schottische Sängerin Lulu, die 1974 mit dem James-Bond-Song »Der Mann mit dem goldenen Colt« weltbekannt wurde.
Elton John erschien ganz schlicht und nicht in dem rauschenden weißen Kleid aus Brüsseler Spitze von Donatella Versace, in dem er auf der Titelseite der »Daily Mail« zu sehen war. Das nachgestellte und retuschierte Bild sei doch nur ein Scherz gewesen, stellte das Massenblatt richtig.
Gar nicht lustig fand die konservative »Times« den ganzen Rummel um die Homo-Ehe. Sie bot all jenen, die dazu die Nase rümpfen, einen Trost: Nach der ersten Welle der »öffentlichen Aufmerksamkeit für diese Partnerschaften wird die weitere Entwicklung kaum noch beachtet werden«. Insofern werde die »soziale Revolution«, die sich mit den Schwulenhochzeiten verbinde, »auf eine sehr britische Art vor sich gehen«.

Artikel vom 23.12.2005