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Es ist nicht unbedingt das Thema, das einen jungen Menschen motiviert, Geschichte zu studieren. Es ist zu unspektakulär, zu eingegrenzt, es schmeckt rein gar nicht nach großer Weltgeschichte. Über den Nationalsozialismus und die Weimarer Zeit erwarten Eltern und Freunde eine Abhandlung (»du als Historiker«), über die Geschichte Westfalens kaum jemand. Schade. Dabei gibt es so viel zu erzählen - und zu lesen.
Harm Klueting, Jahrgang 1949 und Professor der Neueren Geschichte an der Universität zu Köln, hat das Land zwischen Rhein und Weser in einem großen Werk unter die Lupe genommen. Vom 8. bis ins 20. Jahrhundert reicht seine Abhandlung über die Territorialisierung, das Städtewesen, ja sogar der Weimarer Republik widmet er ein Kapitel.
Interessant auch der Exkurs zur Aufklärung, gerade weil Westfalen nicht zu den Hauptverbreitungsgebieten gehörte. Damals sah man übrigens das Fehlen einer Universität als Grund, warum sich kein Aufklärungszentrum und damit ein intellektueller Mittelpunkt entwickeln konnte.
Was den Autor angetrieben hat, einen Rundumschlag dieser Größenordnung vorzulegen, erklärt er selbst in der dritten Person: »Der Verfasser ist an einer hervorragenden Stätte westfälischer Geschichte aufgewachsen, derer in diesem Buch mehrfach zu gedenken Anlass ist.«
Er gibt zu, dass man bei einen derartigen Unterfangen immer wieder an die Grenzen der eigenen Forschungskompetenz stößt. Allein diese Aussage machen ihn und das Buch sympathisch. Gut, es ist nicht unbedingt für abends im Bett gedacht. Aber immer mal wieder für nachmittags auf dem Sofa. Westfalen muss nämlich gar nicht dröge sein.
Harm Klueting: Geschichte Westfalens, ISBN 3-89710-050-9. (LL)

Artikel vom 10.01.2006