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St. Pauli stellt sich vor:
»Wir sind Pokal!«

Traumlos: Werder Bremen am Millerntor

Hamburg (dpa). Schmallippig und mit gesenktem Kopf schlichen Marcelinho, Bastürk und Kollegen durch den kollektiven Freudentaumel im »Freudenhaus« des FC St. Pauli und wurden vom Drittligisten sogar noch lautstark verhöhnt.

»Gute Heimreise«, hallte es aus der St. Pauli-Kabine in Richtung der Millionenstars, die in den Mannschaftsbus flüchteten. »So etwas darf einem Bundesligisten nicht passieren«, bewertete Arne Friedrich die 3:4-Blamage. Manager Dieter Hoeneß war fassungslos: »Ich bin sehr enttäuscht.« Favorit Hertha verspielte eine 2:0 und 3:2-Führung. Trainer Falko Götz fehlten danach die Worte: »Ich bin sprachlos.«
Die Pokal-Party in Hamburgs verruchtestem Stadtteil ging dagegen bis in den frühen Morgen und wurde durch das Viertelfinal-Glückslos Werder Bremen noch angeheizt. »Wir freuen uns unheimlich auf Werder und hoffen auf ein Live-Spiel«, jubelte Trainer Andreas Bergmann. Gespielt werden soll auf jeden Fall im maroden Millerntor-Stadion, denn ein Umzug in die AOL-Arena sei schon wegen der Stadionmiete nicht sonderlich lukrativ. Die garantierte DFB-Ausschüttung von 559 000 Euro plus 200 000 Euro an Zuschauer- und Sponsorengeldern kommen dem klammen Regionalliga-Dritten wie eine milde Gabe zu Weihnachten vor. Immer noch drücken Verbindlichkeiten von 1,8 Millionen Euro, hinzu kommt eine Million an Steuerschulden. Aber typisch St. Pauli: die Werbe-Strategen haben nach den »Weltpokalsieger-Besieger«- und danach »Retter«-Shirts gleich die nächste Verkaufsidee präsentiert: »Wir sind Pokal« prangte schon an der St. Paulianer-Brust.

Artikel vom 23.12.2005