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»Schober hat angefangen«

Neue Kopfstoß-Affäre: DFB kann kein Verfahren einleiten

Rostock (dpa). Die Fernsehbilder zeigen es eindeutig, doch dem Deutschen Fußball-Bund (DFB) sind nach der »Kopfstoß-Affäre« von Rostocks Torhüter Mathias Schober die Hände gebunden.

»Ein nachträgliches Verfahren gegen Schober wegen eines krass sportwidrigen Verhaltens in Form einer Tätlichkeit konnte vom DFB-Kontrollausschuss nicht eingeleitet werden, da der Rostocker Torwart von Schiedsrichter Gräfe verwarnt wurde und somit eine positive Tatsachen-Entscheidung vorliegt«, hieß es von DFB-Seite.
Im DFB-Pokal-Achtelfinale zwischen Hansa Rostock und Kickers Offenbach (3:4 im Elfmeterschießen) hatte Schober seinem Offenbacher Torhüterkollegen Sead Ramovic einen Kopfstoß versetzt und war dann theatralisch zu Boden gesunken. Manuel Gräfe bestrafte den Kickers-Keeper wegen einer angeblichen Tätlichkeit mit Rot, während Schober mit der Gelben Karte davonkam.
Der DFB hat das Verfahren gegen Ramovic noch gestern eingestellt. Schiedsrichter Gräfe hatte in seinem Spielbericht einen »Wahrnehmungsfehler« seines Assistenten eingeräumt.
Der »Fall Schober« zeigte erstaunliche Parallelen zu Vorkommnissen im Bundesliga-Spiel am 6. Dezember zwischen dem MSV Duisburg und dem 1. FC Köln. Damals verpasste der inzwischen entlassene MSV-Trainer Norbert Meier dem Kölner Profi Albert Streit einen Kopfstoß und sank ebenfalls zu Boden. Meier verlor nach der dreimonatigen Sperre durch den DFB seinen Job beim MSV. Schiedsrichter in beiden Spielen war Manuel Gräfe.
Kopfschüttelnd stand Ramovic im Stadiongang und sprach mit zitternder Stimme: »Schober hat angefangen. Er hat mir die Kopfnuss gegeben. Schober hat sich sogar bei mir entschuldigt.« Da die Offenbacher zum Zeitpunkt des Platzverweises bereits drei Mal gewechselt hatten, musste Mittelfeldspieler Stephan Sieger beim Elfmeterschießen ins Tor.
Schober war sich hingegen keiner Schuld bewusst. »Wofür soll ich mich entschuldigen, es ist doch nichts passiert«, meinte der Hansa-Keeper. Er räumte jedoch ein, Ramovic provoziert zu haben. »Das war aber kleine Kinderkacke«, betonte er. Und: »Wenn ich Schiedsrichter gewesen wäre, hätte ich uns beiden die Gelbe Karte gezeigt, denn weder Ramovic noch ich haben eine Kopfnuss verteilt.«

Artikel vom 23.12.2005