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Chance Bio-Reservat nicht ungenutzt lassen

SPD-Chef gegenüber CDU ausgesprochen misstrauisch

Von Reinhard Brockmann
Bielefeld (WB). SPD-Bezirkschef Axel Horstmann macht Druck auf die CDU: »Die sollen sagen, ob sie in der Egge eine Formel-1-Strecke, eine finnische Papierfabrik oder lieber doch ein Biosphärenreservat wollen.«

Die Idee eines mäßig geschützten Bio-Reservats hatte ausgerechnet der neue CDU-Minister für Umwelt- und Landwirtschaft Eckhard Uhlenberg am 24. August in Düsseldorf ins Gespräch gebracht: »Ich kann mir gut vorstellen, eine Kombination aus einem Biosphärenreservat für einen großen Einzugsbereich zusammen mit einem integrierten Nationalpark zu gestalten, der vor allem den Staatswald in der Egge umfasst.« Damit würden Probleme in der Senne vermieden und Gutes für die umliegenden Bäderkommunen in Ostwestfalen geleistet.
Nach einem Expertengespräch in Willebadessen gingen am Wochenende CDU-Bezirkschef Elmar Brok und Höxters Landrat Hubertus Backhaus auf vorsichtige Distanz. Wie berichtet sieht die Union viele Fragen noch unbeantwortet. Unklar sei, wer die Kosten - 3,52 Millionen Euro jährlich allein für Verwaltung - übernehme.
Zur Diskussion stehen 88Ê000 Hektar in der Egge. Das zusammenhängende Waldgebiet liegt je zu einem Drittel in den Kreisen Höxter und Lippe sowie mit einem kleineren Anteil in den Kreisen Paderborn und Hochsauerland.
Hinter der von CDU-Landrat Backhaus formulierten Leitlinie »Der Nutzen muss über den Kosten liegen« vermutet SPD-Bezirkschef Horstmann mehr. »Ich bin ausgesprochen misstrauisch«, sagte er gestern in Bielefeld. Leider nehme die Debatte jetzt einen ähnlichen Verlauf wie seinerzeit um den Nationalpark Senne.
CDU-Chef Elmar Brok lasse die Dinge laufen, klagte Horstmann weiter. Es bestehe die Gefahr, dass die Region 2006 eine große Chance verpasse. Bis zum Sommer erwartet Minister Uhlenberg einen Vorschlag aus OWL. »Aber die CDU schafft es nicht, trotz ihrer vielen Möglichkeiten eine Meinungsbildung herbeizuführen.«
Allein die Eifel, wo von der alten rot-grünen Landesregierung ein Nationalpark eingerichtet wurde, melde derzeit steigende Übernachtungszahlen. Als erstes »Biosphärenreservat« in NRW hätte die Egge eine Chance gleichzuziehen. Auf die Kostenfrage wollte Horstmann nicht eingehen: »Das sind die Zahlen von Herrn Backhaus«.
Weltweit gibt es 440 Biosphärenreservate in 97 Ländern. Sie beruhen auf einem 1970 von der UNESCO gestarteten Programm, das ein verträgliches und dauerhaftes Miteinander von Mensch und Natur sicherstellen soll. Bio-Reservate haben weniger strenge Auflagen als Nationalparke. Statt 50 Prozent sind nur drei Prozent der Fläche praktisch unantastbar.
Sorgen bereitet dem ehemaligen Landesverkehrsminister Horstmann eine wieder »zunehmend kritischere Debatte um die A33«. Dort, wo sich die Konsenstrasse im Kreis Gütersloh der Stadt Halle bis auf 50 Meter nähere, gefährde »übermäßige Kleinlichkeit seitens des Bauträgers Land« eine von ihm persönlich zugesagte 100 Meter breite Grünbrücke. Das Land will nur 40 Meter überdachen und bezahlen.

Artikel vom 23.12.2005