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Zwergkaninchen entführt

Tierschützerin holt »Mümmel« aus seinem Käfig

Von Thomas Hochstätter
Bad Oeynhausen (WB). Weil sie einem Zwergkaninchen ein besseres Leben bescheren wollte, wird gegen eine Tierschützerin aus Bad Oeynhausen jetzt wegen Diebstahls ermittelt. Gleichzeitig will ein zwölfjähriges Mädchen seinen schwarz-weißen »Mümmel« wiederhaben.

Hannelore Wiedemann ist in der Kurstadt seit Jahrzehnten als engagierte Tierschützerin bekannt. Katzen, Hunde oder Hamster - alle Geschöpfe haben in ihr eine unermüdliche Fürsprecherin. Deswegen zögerte die 59-Jährige auch nicht, als beim Bad Oeynhausener Tierschutzverein ein anonymer Hinweis einging: Auf einem Grundstück in der Innenstadt leide ein Zwergkaninchen. Hannelore Wiedemann sah sich den Käfig an, bewertete den Zustand des Tieres als lebensbedrohlich - und nahm es mit. Mit der Familie, der das Kaninchen gehört, hat sie darüber nicht gesprochen. Auf ihr Klingeln habe niemand geöffnet, erzählt sie. Und der offizielle Weg über das Kreisveterinäramt hätte zu lange gedauert. »Dann wäre das Tier tot gewesen.«
Carmen Leuchtenberger, Tierpflegerin im Tierheim Bad Salzuflen, teilt diese Einschätzung. Dort wird Mümmel seit gut drei Wochen aufgepäppelt. »Sein urinverfärbtes Fell ist wieder weiß, seine Krallen geschnitten, seine verstellten Zähne sind gerichtet, und seine entzündeten Wunden heilen«, erzählt sie. »Trotzdem weiß ich nicht, ob er wieder ganz gesund wird.« Antibiotika bekomme das zunächst verschnupfte und unterernährte Kaninchen noch. Dass das Tier einfach mitgenommen worden sei, habe sie nicht gewusst, sagt Carmen Leuchtenberger. »Ich kann das zwar verstehen, aber es ist der falsche Weg.« Jetzt soll das Veterinäramt entscheiden.
Überhaupt kein Verständnis für die Entführung hat Familie Rückwarth. Der gehört »Mümmel« nämlich. Und nicht nur die zwölfjährige Angelina schwört Stein und Bein, dass es dem Kaninchen seit drei Jahren gut bei ihr ging. Sie zeigt den Stall, erklärt, wie sie ihr Tier gepflegt habe, und holt ein Foto aus ihrem Portemonnaie, das ein wohlgenährtes Schlappohr zeigt.

Artikel vom 23.12.2005