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Kritisch gesehen

Nero fasziniert

»Nero« (Zweiteiler), ZDF, Mittwoch, 22.15 Uhr und Donnerstag, 23 Uhr.

Konsequent zeichnet Regisseur Paul Marcus den Werdegang des zunächst träumerischen und sanften, später unbarmherzigen Kaisers nach. Dabei konzentriert er sich neben dem Hauptakteur Nero (Hans Matheson) ganz auf dessen dominante und geltungsbedürftige Mutter Agrippina (Laura Morante) und dessen Angebetete, die Sklavin Acte (Rike Schmidt).
Das Gefühl der Zerrissenheit des jungen Kaisers zwischen den Welten und zwischen den beiden Frauen springt auf den Zuschauer über. Er wird neugierig auf die Persönlichkeit Neros. Das Drama gewinnt an emotionaler Tiefe, selbstverständlich untermauert mit melodischer Musik.
Vor einer für römisch-historische Filme ungewöhnlich einfach gehaltenen Kulisse bekommt der Zuschauer dennoch einen gelungenen Einblick in das Ringen um Macht und Einfluss im Weltzentrum Rom um 50 nach Christus.
Die Szenenfolge des zweiteiligen Dramas ist sehr dicht gehalten, rasant reihen sich die Perspektiven der Akteure aneinander. Dadurch verläuft der Spannungsbogen 180 Minuten lang steil nach oben. Nicht wenige Zuschauer werden anschließend ein Lexikon aufgeschlagen haben. Der römische Kaiser Nero fasziniert - auch noch nach 1050 Jahren. Antje Kreft

Artikel vom 23.12.2005