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Klassenkampf um
satte TV-Gelder

Bayern fordert den Löwenanteil

München (dpa). Nach dem gemeinsam gefeierten Abschluss des neuen Fernsehvertrages hat unter den 36 Vereinen der Fußball-Bundesliga und der 2. Liga der Kampf um die Verteilung der künftig 420 Millionen Euro pro Saison begonnen.

Groß gegen Klein lautet das Motto des Klassenkampfes - auch wenn schon jetzt als sicher gilt, dass am Ende »vom Ersten der Bundesliga bis zum Letzten der 2. Liga alle mehr kriegen werden«, wie Bayern-Chef Karl-Heinz Rummenigge versicherte. Die Clubs wollen bis Ende Januar einen neuen Verteilungsschlüssel finden, wie Liga-Präsident Werner Hackmann bestätigte. »Ich hoffe, dass es gelingt, große Kämpfe durch ein intelligentes Modell zu verhindern«, sagte Hackmann.
Der Vorstand der Deutschen Fußball Liga (DFL) ist in den nächsten Wochen gefordert, denn trotz der bisher geübten Solidarität haben sich große und kleine Clubs unmittelbar nach Abschluss des neuen Vertrages in Stellung gebracht. Immerhin 120 Millionen Euro sind mehr im Topf, und Branchen-Krösus Bayern München will sich nicht mehr mit 16,2 Millionen Euro pro Jahr zufrieden geben, sondern deutlich mehr als 20 Millionen einstreichen.
Die Bayern dürfen sich der Unterstützung durch die gleichfalls international operierenden Vereine wie Werder Bremen, Hamburger SV, Schalke 04 oder VfB Stuttgart sicher sein. »Um konkurrenzfähig zu sein, muss es der berechtigte Wunsch der Top-Clubs sein, noch stärker als bisher zu partizipieren«, sagte Bremens Sportdirektor Klaus Allofs. Mit zusätzlich viereinhalb bis fünf Millionen kalkuliert man bereits in Stuttgart.
Das Gießkannen-Prinzip lehnt auch HSV-Chef Bernd Hoffmann für die 80 Millionen Euro, die von der kommenden Saison an drei Jahre lang zusätzlich unter den Erstligisten verteilt werden können, ab. »Natürlich wird es nicht so sein, dass man diese Summe einfach durch 18 teilt«, stellte Hoffmann fest. Rummenigges Fazit lautet daher: »Die großen Clubs müssen als Zugmaschinen mehr bedacht werden.«
Das sieht zum Beispiel Walter Hellmich, der Präsident des MSV Duisburg, ganz anders. Er erwartet mehr Solidarität der Großen. Die Schere zwischen Arm und Reich sei jetzt schon viel zu groß, warnte Hellmich: »Man darf jetzt auf keinen Fall den Verteilerschlüssel zu Lasten der kleineren Vereine verändern. Schon jetzt ist das Leistungsgefälle in der Liga zu groß. Die kleinen Vereine müssen aufholen, und das geht nur mit Geld. Um die internationale Konkurrenzfähigkeit der Bayern mache ich mir keine Sorgen.«
Ausgerechnet aus der 2. Liga kommen teilweise andere Töne. »Es ist klar, dass der Marktführer am besten wegkommen muss«, sagte Eintracht Braunschweigs Manager Wolfgang Loos. Trotzdem appellierte er an die Solidarität der großen Vereine: »Man darf nicht vergessen, dass auch die kleineren Clubs leben müssen. Deshalb sollen alle 36 Proficlubs von der Zusatzsumme profitieren.«

Artikel vom 23.12.2005