23.12.2005 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Die internationale Zusammenarbeit klappt: Hier grüßen französische Soldaten in Richtung Ostwestfalen-Lippe.Gute Verpflegung ist wichtig: Das weiß Küchenmeister Ulf B. (r.) nur zu gut.

Zu Weihnachten gibt es für die
Soldaten in Prizren Entenbrust

Das Leben der Augustdorfer unter 13 Nationen im Feldlager im Kosovo

Aus dem Kosovo berichtet
Dirk Schröder
Prizren/Augustdorf (WB). Bis in die Nacht hinein bekommen die Soldaten der Task Force in den Betreuungseinrichtungen eine Tasse Kaffee oder auch noch ein Heißwürstchen, wenn sie von ihren nächtlichen Patrouillenfahrten in das Feldlager nach Prizren zurückkehren.

Um ihrem Auftrag im Kosovo zu erfüllen, die Lebensbedingungen zu verbessern und ein friedliches Zusammenleben der Menschen zu fördern, muss ein Rädchen in das andere greifen. 2400 Soldaten aus 13 Nationen sind in dem Feldlager der multinationalen Brigade Südwest untergebracht. Früher war dies einmal eine Kaserne der jugoslawischen Armee, deren Gebäude während des Kosovo-Krieges aber größtenteils zerstört wurden. Mittlerweile wohnen die Soldaten dort in Häuserblocks in Leichtbauweise, nicht mehr in Wohncontainern.
Für Abwechslung nach der Dienstzeit ist reichlich gesorgt. Fitnessräume, »Kneipen« und Restaurants der verschiedenen Nationen sorgen für Zeitvertreib. Das ist auch notwendig, denn ein großer Teil der Bundeswehr-Soldaten, unter ihnen auch 800 der Panzerbrigade 21 aus dem lippischen Augustdorf, arbeitet während des viermonatigen Auslandseinsatzes nur im Camp, sieht abgesehen von den Betreuungsfahrten nichts vom Kosovo.
Beispiel Instandsetzung: Die acht Soldaten sind mehr beansprucht als zuhause. Bei den schlechten Straßen werden die Fahrzeuge stärker belastet, ein Radlager ist da schon einmal schneller kaputt. Doch längst nicht genug damit: Auch für die Wartung der Pumpanlagen und Stromerzeuger ist dieser Trupp zuständig.
Ausgesprochen gut klappe auch die Zusammenarbeit mit den ortsansässigen zivilen Kräften, heißt es. Insgesamt 400 sind in dem Feldlager beschäftigt. Sie werden von der Feldkasse in Euro, dem gängigen Zahlungsmittel im Kosovo, ausgezahlt. Diese Jobs sind heiß begehrt, werden sie doch besser bezahlt als ein einheimischer Chirurg. Ein ziviler Lackierer verdient doppelt so viel wie ein Lehrer.
Durch das Lager von Oberfeldwebel Steffen K. geht alles, was an Material hereinkommt und hinaausgeht. Und nicht genug damit, an vier Abenden in der Woche übt in seinen Räumen auch noch die Lagerband fetzige Rythmen ein.
Unteroffizierin Sonja F. ist in ihrer Kompanie die einzige Frau unter 86 Männern. »Da ist man manchmal schon ein wenig einsam«, meint die 26-jährige gelernte Gärtnerin, die bei der Bundeswehr bei den Fernmeldern eingesetzt ist. Für acht Jahre hat sie sich verpflichtet, seit eineinhalb Jahren ist sie mittlerweile dabei. Ihr bisheriges Fazit: »Ich hatte mir das anstrengender vorgestellt.«
Ist das Essen gut, ist auch die Stimmung unter den Soldaten gut. Hauptfeldwebel Ulf. B. weiß nur zu genau, wie wichtig die Verpflegung gerade bei einem Auslandseinsatz für die Motivation der Truppe ist. Zusammen mit 14 Soldaten und 23 zivilen Mitarbeitern sorgt der Küchenmeister jeden Tag im Zwei-Schicht-Betrieb dafür, dass 700 Soldaten mit wohlgefülltem Magen ihren Dienst verrichten.
In Kühlcontainern direkt neben der Küche ist Frischverpflegung für sieben Tage eingelagert. Und in zwei großen Hallen auf dem Airfield lagern die Trockenverpflegung und die Wasservorräte für die Truppenküchen. Die Lebensmittel sind in großen Regalen bis an die Decke gestapelt und reichen für drei Wochen. Hauptfeldwebel Ulf B.: »Aushungern kann man uns nicht.«
Obst und Gemüse wird zweimal in der Woche frisch aus Griechenland angeliefert, der Rest kommt aus Deutschland mit Ausnahme der Backwaren, die ein Bäcker aus Prizren liefert. Seitdem die Augustdorfer im Kosovo sind, waren dies bisher beispielsweise 150 000 Brötchen.
Der Hauptfeldwebel hatte mit mehr Kritik gerechnet, als er seinen Soldaten einmal auch Eisbein servierte, doch sei dies gut angekommen. Natürlich gibt es auch Vorlieben der Soldaten. Schnitzel und Currywurst liegen da immer noch an der Spitze. Fisch sei nicht so sehr gefragt. »Höchstens der Kastenhai, viereckig und paniert«, erklärt Ulf B. und meint damit Fischstäbchen. 3,60 Euro müssten die Soldaten jeden Tag für die Verpflegung bezahlen. Der Gegenwert dafür betrage 6,50 Euro.
Normalerweise erhält der Hauptfeldwebel den Speiseplan aus Deutschland und muss ihn dann umsetzen. Doch zu Weihnachten hat er sich mit seiner Vorstellung durchgesetzt: Zum Fest gibt es für die Soldaten in seiner Küche Entenbrust mit Rotkohl und Klößen.

Artikel vom 23.12.2005